Audhu billahi minash shaytani rajim - Bismillahir Rahmanir Rahim
Meine ganze Zuflucht nehme ich bei dem Allmächtigen GOTT vor dem verworfenen Üblen

Mit dem Namen Gottes, des Allerbarmers und jedem Gnädigen.
Gepriesen sei Gott, der Herr der Welten!
Und der Segen Gottes sei auf all Seinen vorzüglichen Dienern und deren Gefährten!

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren

 

Qur’an - Anleitung zum Frieden - Anweisung im Krieg!

 

Der TITEL

 

Für Ihre Ohren ein vielleicht etwas eigenartig klingender Titel als Antwort auf die Frage des JSVP Flugblattes: „Koran - Anleitung zu Krieg oder Frieden?“ welche wiederum für Muslime etwas gar sonderbar anmutet, wobei wir auch schon beim Kern der Problematik angelangt wären.

 

Die Beziehung zwischen dem Orient und Okzident, zurzeit fokussiert auf die Beziehung zwischen Islam und dem Rest der Welt, leidet unter gravierenden Verständnisproblemen. Und nicht nur in Bezug auf das Verständnis der Lebenswelt des jeweils anderen, sondern auch das eigene Selbstverständnis bedarf auf beiden Seiten ohne Zweifel der Revision und Korrektur.

 

Ich will dies gleich anhand der beiden gewählten plakativen Überschriften erläutern.

 

Sie betiteln Ihr Flugblatt: Der KORAN - Anleitung zu Krieg oder Frieden?

 

Die Wirklichkeit, nicht nur jene in der Beziehung zwischen Menschen, Völkern oder Religionsgemeinschaften ist komplexer, als sie mit einer einzigen polarisierenden Entscheidungsfrage umfasst werden könnte. Die Wirklichkeit ist niemals ausschließlich so ODER nur anders. Auch nur in den seltensten Fällen ist es zulässig festzustellen und zu behaupten: „Wer nicht für mich ist – ist gegen mich“. Die Welt ist nur wirklichkeitsfremd - zweidimensional in schwarz oder weiß abzubilden. Wer der Welt und Wirklichkeit in deren Beschreibung gemäß der uns heute allgemein zugänglichen menschlichen Möglichkeiten auch bloß annähernd gerecht werden möchte hat diese plastisch und mindestens vier dimensional zu beschreiben. Kein Mensch, kein Ding ist entweder nur gut oder nur böse, nur so oder nur anders.

Wer sich und andere, Bekanntes und Unbekanntes verstehen möchte, wird früher oder später nicht um die Erkenntnis herumkommen, dass Dinge und Verhältnisse

 

erstens so, aber

zweitens auch anders,

drittens weder so noch so, und schließlich

viertens, sowohl so als auch anders sein können und tatsächlich auch sind.

 

Wer also diese vier Möglichkeit nicht in jeder Seinsausprägung als präsent erachtet, sondern nur zwei oder gar nur eine davon wahrzunehmen willens ist, wird der Urheber eines unvermeid­lichen Konfliktes, ob es ihm nun passt oder nicht. Und die Natur der Sachlage bedingt, dass solch ein Urheber natürlich niemals sich selbst als solchen erkennt, oder zu erkennen gewillt ist, sondern die „Schuld“ stets überall anders sucht, nur nicht bei sich selbst. Jesus Christus, der Messias (as) beschrieb dieses Verhalten treffend … doch kaum jemand folgt ihm wirklich.

 

Muslime pflegen, durch ihre Religion geprägt, von jeher eine ganzheitliche, neudeutsch - holistische Weltsicht, die im Westen erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurde. Muslime sind grundsätzlich angehalten nicht ausschließlich zu trennen, nicht getrennt zu halten, sondern zu vereinen. Eine Eigenschaft, welche der Westen aus, für viele Muslime unerklär­lichen Gründen, noch und einfach nicht nachzuvollziehen bereit ist, auch wenn aus jeder Wirklichkeitsbe­obach­tung letztlich gar keine andere Denkweise abzuleiten ist.

 

Nichts besteht getrennt von anderem, alles ist mit allem verbunden, jedes beeinflusst das andere, jede Wirkung hat eine Ursache und wird selbst zu einer neuen Ursache im Verbund der Ursache-Wirkungskette, alles ist letztlich mit allem und jedem vernetzt. Darüber besteht gar kein Zweifel.

 

Wie könnte also ein Muslim, für sich selbst zufriedenstellend, diese Frage: „Koran - Anleitung zu Krieg oder Frieden“ beantworten, sich dabei für die eine oder andere Seite entscheidend?

(Ganz richtig) - gar nicht!

Können Sie das verstehen? (Frage ans Publikum: „Wer versteht das nicht?“)

 

Daher habe ich, der Einheit willen, eine zwei geteilte Antwort gewählt:

Anleitung zum Frieden*“ - Anweisung im Krieg

 

Der Islam hat den Muslimen zur Vorschrift gemacht – ständig, wie vorher schon angesprochen, zur Einheit, zum Frieden, zur Versöhnung, zum Ausgleich, zur Ausgewogenheit sich selbst und andere zu rufen.

 

Dies ist der natürliche Islam, der sich ja in der gesamten Schöpfung widerspiegelt, manchmal verborgen, manchmal offenkundig.

Alles in der Natur ist letztlich im Ausgleich, selbstverständlich nicht statisch, sondern in lebendigem, manchmal ruhigem, manchmal wildem Fluss.

Dieses natürliche Gleichgewicht, offenkundig im Wasserkreislauf (Quelle, Bach, Fluss, Meer, Verdunstung, Regen, Versickern, Quelle) im Energieerhal­tungssatz, im Auf- und Nieder der Gezeiten nennen Muslime den natürlichen Frieden, der nur durch jenen im Paradies übertroffen werden kann. Dieser Friede, dieses Gleichgewicht, darf und sollte weder vergessen oder aus den Augen verloren werden, noch kann es folgenlos gestört werden.

Dies stets zu erinnern, dafür sorgt die Lehre des Islam. Diesen Ausgleich in der Tat zu üben, dieses Gleich­ge­wicht zu erhalten, sind die Muslime aufgerufen, ist ihre Pflicht.

Islam ist die Anleitung zum Frieden, präzisiert in den Offenbarungen.

 

*„Anweisung im Krieg

 

Der Islam leitet nicht an „zum Krieg“. Er will ihn beendenden. Der Islam leitet weg vom Krieg. Krieg und Frieden sind in Wahrheit auch keine von einander absolut getrennten Vorgänge oder Zustände. Wer sollte dies nicht besser wissen als Politiker? Wird nicht gesagt:

„Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit friedlichen Mitteln?“

 

Krieg[1] und Frieden, Vernichtung und Entstehen sind nicht nur ständig gegenwärtig in der Natur; die einen Körperzellen sterben ab, werden vernichtet, andere wachsen nach, der kleine Fisch gegen den großen, Sauerstoff gegen Kohlendioxyd, sondern auch im Denken, im sozialen Kontext.

 

Keine friedliebende Nation auf der Welt, welche nicht auf militärische Präsenz gleicher­maßen hohen Wert legte. Das muss ich ja Schweizern nicht erklären.

Kein Zivilrecht, dem nicht das Kriegsrecht im Konfliktfall zur Seite, resp. voran gestellt wird.

 

Auch dieser Natürlichkeit trägt der Islam in seiner ganzheitlichen Sicht Rechnung. Der Qur’an ist der Garant zum und im Frieden und zur schnellsten Beendigung jeglicher kriegerischen Auseinandersetzung. Aufgrund seiner oben erwähnten fundamental ganzheitlichen Wirklichkeitsbetrachtung und Bearbeitung, trennt dieses Offenbarungs­buch nicht explizit zwischen Zivil- und Kriegsrecht, sondern anerkennt deren gleichzeitige Existenznotwendigkeit und Gültigkeit und gegenseitige Verwobenheit.

 

Und noch kurz zum Verständnis:

Die islamischen Anweisungen im Krieg, die vor mehr als 14 hundert Jahren fixiert wurden, dürfen ohne Übertreibung als jene Grundlagen bezeichnet werden, auf welche die Formulierungen der Genfer Konvention aufbauen.

Die wesentlichste Anweisung des islamischen Kriegsrechts, welche diese oben angesprochene Verwobenheit auf schönste Weise darstellt, lautet:

 

Und wenn sie jedoch zum Frieden geneigt sind, so sei auch du ihm geneigt und vertraue auf Allah. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende. [8:61]

 

Dies soll nun vorläufig der Erklärungen genug sein, um die Sinnhaftigkeit des Arbeitstitels dieser Veranstaltung wenigstens im Ansatz zu erfassen. „Viel Erklärung“ für nur 6 Worte, nicht wahr?


 

Der KONTEXT

 

Kommen wir zum nächsten Punkt, dem zweiten von vier Punkten, die wir heute zu bearbeiten haben.

 

Religion ist nicht nur etwas Eindeutiges, Erklärbares, sondern trägt stets auch das Unerklärliche, etwas Geheimnisvolles, Mystisches mit und in sich.

Dies gilt nicht nur für die eigene Religion, sondern noch viel mehr für eine fremde.

 

Es ist eine altbekannte Schwäche der Menschen, wobei es keine Rolle spielt, welche Religion sie ihre eigene, geistige spirituelle Heimat nennen, die Religion des anderen durch die eigene Sichtweise beschränkt betrachten zu wollen. Das Ergebnis kann nur ein entsprechend beschränktes Verständnis des Fremden sein.

Obgleich ohnehin jeder weiß, dass selbst die eigene Religion auch nur halbwegs zu verstehen und erklären zu können, immer eine Angelegenheit langen Studiums und großer Mühe ist, scheint es zu reichen, über eine andere Religion hie und da in der Zeitung, in einem mehr oder wenig tendenziösen Buch etwas gelesen zu haben oder sich die höchst subjektive Meinung eines so genannten Experten zu eigen zu machen, um den sprichwörtlichen „Durchblick“ zu haben und sich ein Urteil über die Bekenner zu dieser Religion erlauben zu können. Eine aus der Natur des Menschen verständliche, dennoch höchst unbefriedigende Einstellung, für letztlich beide Seiten.

 

Aus diesem Grund ist es eine sehr bedenkliche Sache und sozialpolitisch jedenfalls nicht professionell zu nennen, fremde, aber auch eigene religiöse Inhalte, einzelne Aussagen aufgrund von, aus dem Kontext gerissenen Passagen, vor allem in der Öffentlichkeit, darzustellen und mit populistisch ausgegeben Parolen politisches Kleingeld, politische „Schinderlinge“ schlagen zu wollen.

Vorurteile, Ressentiments und Unbehagen, ja Ängste sind auf diese Weise sehr schnell aufgebaut. Doch wissen wir nicht alle, wie schwer es ist, verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen?

Die sozialpolitische Lage in der heutigen Welt scheint mir zu sensibel zu sein, um, wenn schon unumgänglich, anders denn als umsichtig, kompetent und professionell öffentliche Meinung zu manipulieren, wenn wir ein friedliches Miteinander vor Augen haben und für uns und unsere Kinder verwirklichen wollen.

 

Lassen Sie mich daher Ihre Fragen, die Sie auf Ihrem Flugblatt gestellt haben, zuerst in den gehörigen Kontext bringen, bevor ich sie beantworte.

 


 

ZITATE aus dem Qur’an auf Ihrem Flugblatt 

 

 

Eure Frauen sind ein Saatfeld für euch; darum bestellt euer Saatfeld wie ihr wollt.

 

Ihre eventuelle Schlussfolgerung und provokative Frage:

Ist dies ein Aufruf zu sexueller Nötigung?

 

 

Der KONTEXT und die AUSLEGUNG

 

Jede Schrift, nicht nur Offenbarungsschrift ist für ein vollständigeres Verständnis neben der Berücksichtigung des textlichen Zusammenhanges auch noch im historischen Kontext zu verstehen. Zu diesem, von Ihnen zitierten Vers ist folgendes zu wissen.

 

Die Menschen, Juden und Muslime hatten nämlich den Propheten (a.s.) gefragt, welche Art des ehelichen Zusammen­seins denn geboten wäre. War doch ein Disput unter ihnen darüber ausgebrochen, ob eine geschlechtliche Vereinigung auch erlaubt wäre, wenn die Frau auf dem Bauch läge oder ihrem Mann den Rücken zuwendet und er von hinten in sie eindringe, da in anderen religiösen Gesellschaften solche Stellungen für tabu gelten. Um diese Frage für ein und allemal zu klären – und damit einer offenen, für alle Geschmäcker erfüllten eheliche Sexualität zwischen Mann und Frau, Frau und Mann den Weg zu bahnen, wurde dieser Vers offenbart.

 

Nun zum textlichen Kontext des von Ihnen zitierten Verses

 

Und sie befragen dich über die Menstruation. Sprich: "Sie ist ein Unwohlsein. So haltet euch von den Frauen während der Menstruation fern und kommt ihnen nicht nahe, bis sie rein sind; und wenn sie rein sind, dann geht zu ihnen, wie Allah es euch geboten hat*. Wahrlich, Allah liebt diejenigen, die sich (Ihm) reuevoll zuwenden und die sich reinigen." [2:222]

 

Eure Frauen sind ein Saatfeld für euch; darum bestellt euer Saatfeld wie ihr wollt. Doch schickt (Gutes) für eure Seelen voraus. Und fürchtet Allah und wisset, dass ihr Ihm begegnen werdet. Und verheiße den Gläubigen die frohe Botschaft. [2: 223]

 

Und macht Allah nicht bei euren Schwüren zum Hinderungsgrund, ehrlich und gottesfürchtig zu sein und Frieden zwischen den Menschen zu stiften. Und Allah ist Allhörend, Allwissend. [2:224]

 

Allah wird euch nicht Unachtsamkeit in euren Schwüren zum Vorwurf machen, doch macht Er euch das zum Vorwurf, was eure Herzen in sich tragen. Und Allah ist Allverzeihend, Nachsichtig. [2:225]

 

Diejenigen, die Enthaltsamkeit von ihren Frauen beschwören, sollen vier Monate** warten. Wenn sie sich dann von ihrem Schwur entbinden wollen, ist Allah wahrlich Allverzeihend, Barmherzig. [2:226]

 

Doch wenn sie den festen Entschluss zur Scheidung gefasst haben, dann ist Allah wahrlich Allhörend, Allwissend. [2:227]

 

Geschiedene Frauen sollen selbst drei Perioden abwarten, und es ist ihnen nicht erlaubt, zu verbergen, was Allah in ihrer Gebärmutter erschaffen hat, wenn sie an Allah und an den Jüngsten Tag glauben. Und ihre Ehemänner haben vorrangig das Anrecht, sie dann zurückzunehmen, wenn sie eine Versöhnung anstreben. Und ihnen (den Frauen) stehen die gleichen Rechte zu wie sie (die Männer) zur gütigen Ausübung[2] über sie haben. Doch die Männer stehen einen Grad (in Verantwortung) über ihnen. Und Allah ist Allmächtig, Allweise. [2:228]

 

Ohne jetzt die gelehrte Auslegung der Schrift nun noch allzu weit oder zu lange zu vertiefen, sei noch erklärt, dass die Bedeutung des unmittelbar anschließenden Satzes:

„Doch schickt (Gutes) für eure Seelen voraus …“

Unter anderem nichts anderes bedeutet, als dass der Allgütige Gott den Menschen, Frauen und Männern befohlen hat, vor ihrer lustvollen ehelichen Betätigung zärtlich zu einander zu sein, in einer Art miteinander zu verkehren, dass beide Seelen sich im Wohlsein ergehen könnten und im Frieden beieinander liegen.

 

Wer von Ihnen meint, nach Kenntnis des textlichen und historischen Kontextes der zitierten Offenbarungsworte noch immer, dass den muslimischen Männern das gottgegebene Recht zustünde, ihre Frauen sexuell zu nötigen?

 

Nun kommen wir zum zweiten von Ihnen zitierten Vers und Ihrer diesbezüglichen Frage:

 

 

Diejenigen Frauen aber, von denen ihr fürchtet, dass sie durch ihr Betragen euch erzürnen, gebt Verweise, enthaltet euch ihrer, sperrt sie in ihre Gemächer und züchtigt sie ..

 

Ist dies ein Aufruf zu Freiheitsentzug und Gewalt gegen die Frauen?

 

 

 

Die Stellung der Ehefrau im Juden- und Christentum vor 1400 Jahren war gemäß, deren tlw. bis heute auch noch gültigen Offenbarungsschriften, die einer dem Mann gehörenden und in allen Belangen untergebenen, annähernd rechtlosen Leibeigenen, mit der er nach Lust und Gutdünken verfahren konnte, vergleichbar mit bloßem Eigentum.

Sehen Sie folgenden vergleichende Studie: http://www.fro.at/sendungen/islam/Woman.htm

 

Der Islam machte mit dieser unwürdigen Tradition ein sofortiges Ende und gab der Frau den gleichen Status an Würde und Menschenrechten, wie dies bislang in allen patriarchalischen Kulturen auf der Welt nur dem Manne zugekommen war.

 

Der verbliebene Unterschied zwischen Mann und Frau ist jener, wie er durch den heute gebräuchlichen Begriff des „Haushaltsvorstandes“ geregelt ist. Der Islam gab den Frauen im siebten Jahrhundert das aktive und passive Wahlrecht. Einige Kantone der Schweiz im 20. Jahrhundert. Dies nur ganz kurz zum historischen Kontext.

 

Nun soll noch der textliche Kontext für die ordentliche Beantwortung Ihrer Frage hergestellt werden:

 

Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor[3], weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet[4] hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben[5]. Darum sind tugendhafte[6] Frauen die Gehorsamen und diejenigen, die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren[7]. Und jene, deren Widerspenstigkeit[8] ihr befürchtet: ermahnt sie, haltet euch fern von ihren Liegestätten Ehebett** und schlagt sie![9] Wenn sie euch dann gehorchen, so sucht gegen sie keine Ausrede. Wahrlich, Allah ist Erhaben und Groß. [4:34]

 

Und wenn ihr einen Bruch zwischen beiden befürchtet, dann sendet einen Schiedsrichter von seiner Familie und einen Schiedsrichter von ihrer Familie. Wollen sie sich aussöhnen, so wird Allah Frieden zwischen ihnen stiften. Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allkundig. [4:35]

 

Und dient Allah und setzt Ihm nichts zur Seite; und seid gut zu den Eltern und zu den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbar, sei er verwandt oder aus der Fremde, dem Begleiter an der Seite, dem Sohn des Weges und zu dem (Sklaven), den ihr von Rechts wegen besitzt. Seht, Allah liebt nicht den Hochmütigen und Prahler, [4:36]

 

(Zur weiteren Erklärung der Textstellen siehe auch die Fußnoten)

 

Die im zitierten Qur’anvers angesprochene Widerspenstigkeit bezieht sich ausschließlich auf die Tugendhaftigkeit, auf das moralische Verhalten der Frau in der Öffentlichkeit. Auf die Aufrechterhaltung des guten Rufes ihrer eigenen Person und dem ihres Mannes.

Damit dies klar und deutlich verstanden wird.

 

Zu wissen ist, dass einer islamischen Ehefrau keinerlei Verpflichtungen aufgebürdet sind, außer denn in „Lieb und Treu“ zu ihrem Mann und seinem Vermögen zu stehen.

Keine Haushaltspflichten, keine Unterhaltsbeitragspflichten, selbst für das Stillen des eigenen Kindes hat sie Anspruch auf Entschädigung von ihrem Mann. Das erwähne ich deswegen, damit „Mann“ nicht auf die Idee komme, mit Widerspenstigkeit wäre  vielleicht auch gemeint, dass die Ehefrau das Mittagessen nicht rechtzeitig fertig hätte, die Wohnung nicht aufgeräumt oder der Einkauf nicht erledigt wäre. Sämtliche Pflichten die mit der Aufrechterhaltung des täglichen Lebens, die Besorgung des Lebensunter­haltes, letztlich selbst für das Kochen zu sorgen, obliegt dem Manne. Jede Leistung, alle Beiträge welche Ehefrauen in dieser Hinsicht übernehmen, geschehen auf freiwilliger Basis und ihnen gebührt Lohn und Dank dafür. So bestimmt es das islamische (Ehe)Recht.

 

Sollte daher eine Ehefrau, sie ist ja grundsätzlich völlig frei, ihre Belange privat oder in der Öffentlichkeit zu besorgen, ihre Tugendhaftigkeit und geziemenden Anstand verwerfen und z.B.  lasziv oder obszön in der Öffentlichkeit aufzutreten, ist der Mann angehalten, als erste Maßnahme dagegen eine Mahnung auszusprechen.

Sollte dies keine Besserung nach sich ziehen und der eheliche Frieden weiterhin gefährdet sein, erfolgt als zweiter Schritt die Meidung im Ehebett. Dieser Zustand ist bis zu einer Dauer von vier Monaten auszudehnen (siehe oben 2:226). Eine bereits unwürdige Maßnahme für beide Eheleute. Gültige islamische Rechtsschulen gestehen in solchem Falle beiden Eheleuten, also auch der Frau bereits das Recht zur Scheidung zu, da solch eine Ehe als zerrüttet angesehen werden kann. (Im Gegensatz zur verbreiteten Meinung, die Frau hätte kein Recht zur Scheidung im Islam, hat sie das Recht der freien Entscheidung über ihren Ehepartner und das Recht auf Scheidung, ohne negative Konsequenzen für sich nach der Ausübung ihrer Rechte fürchten zu müssen).

Die Erlaubnis die Frau zu schlagen, der heikelste Punkt im Maßnahmenkatalog, wurde vom Propheten folgendermaßen erläutert als er über die Stärke der erlaubten Schläge befragt wurde.

 

Er zog ein leichtes Tuch heraus und schlug sich damit selbst leicht auf den Unterarm. Da gläubige Muslime nicht nur die Vorschreibungen des Qur’ans als verbindlich betrachten, sondern auch dem Beispiel des Propheten Muhammad (a.s.) zu folgen haben, ist es nur für grausame Übertreter des islamischen Gesetzes, die den Zorn Gottes mit ihrem Verhalten verdienen, denkbar, eine, ihre Frau im schlimmsten Falle härter als hier beschrieben zu schlagen.

 

Es ist befremdend, warum diese Religion, welche den Status der Frau revolutioniert hat, so herausgegriffen und als die Frauen unterdrückend, verunglimpft wird. Diese Auffassung über den Islam ist eines der weitest verbreiteten Unerklärlichkeiten in unserer heutigen Welt. Dieser Mythos wird durch einen nicht enden wollenden Wust von Sensationsliteratur, Artikel, Medienbildern und Hollywood Filmen aufrechterhalten. Das unvermeidliche Ergebnis dieser Täuschungen war das völlige Missverstehen des Islams und Angst vor allem, was mit ihm zu tun hat. Diese negative Darstellung des Islams in den Weltmedien muss zu einem Ende gebracht werden, wollen wir in einer Welt leben, die frei ist von Diskriminierung, Vorurteil und Missverständnis. Nicht-Muslime sollten die tiefe Kluft erkennen, welche zwischen dem Glauben der Muslime liegt und dem was sie praktizieren, und, dass die Handlungen einzelner Muslime nicht unbedingt den Islam repräsentieren. Den Status der Frau in den heutigen muslimischen Ländern als "islamisch" zu bezeichnen, ist genauso weit von der Wahrheit entfernt, als den Status der Frau im Westen als "jüdisch-christlich" zu bezeichnen. Mit diesem Verständnis ausgerüstet, sollten Muslime und Nicht-Muslime einen Prozess der Verständigung und des Dialoges beginnen, um alle falschen Vorstellungen, Verdächtigungen, Unterstellungen und Ängste zu beseitigen. Eine friedliche Zukunft erwächst der menschlichen Familie aus solchem Bemühen.

Der Islam soll als eine Religion betrachtet werden, welche den Status der Frau erheblich verbessert hat und ihnen Rechte zugesprochen hat, welche die moderne Welt den Frauen erst im 20ten Jahrhundert zubilligte.

Der Islam hat den heutigen Frauen so viel zu bieten: Würde, Respekt und Schutz in allen Lagen und Situationen ihres Lebens von der Geburt bis zum Tod, zusätzlich zur Anerkennung, dem Ausgleich und der Erfüllung ihrer spirituellen, geistigen, physischen und emotionalen Bedürfnisse.

Das ist der Grund, dass es keine Überraschung ist, dass die meisten Konvertiten in den Islam, in europäischen Ländern wie z.B. England, Frauen sind.

 

 

Anmerkungen, Erklärungen von Rechtsgelehrten islamischen Rechts zu oben zitierten Versen aus dem Qur’an.

In diesem Zusammenhang ist eine Warnung notwendig. Gehorsam gegenüber Gott ist wesentlich wichtiger als Gehorsam gegenüber dem Ehemann und hat davor den Vorrang. Es ist daher die Pflicht der Ehefrau, ihrem Mann den Gehorsam zu verweigern, sobald und wann immer er von ihr verlangt, etwas zu tun, was Gottes Geboten widerspricht. In diesem Falle ist es eine Sünde, ihm zu gehorchen. (Maududi)

                                          

Beispiele dafür, wie Mann und Frau, Frau und Mann einander zu begegnen haben:

*Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen für euch aus euch selber schuf, auf dass ihr Frieden bei ihnen finden möget; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Hierin liegen wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt. [30:21]

 

… Und vergesst nicht, einander Güte zu erweisen. Wahrlich, Allah sieht wohl, was ihr tut. [2:237]

 

Und fürchtet Allah, in Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen eurer) Blutsverwandtschaft. Wahrlich, Allah wacht über euch. [4:1]

 

Und wenn eine Frau von ihrem Ehemann rohe Behandlung oder Gleichgültigkeit befürchtet, so soll es keine Sünde für beide sein, wenn sie sich auf geziemende Art miteinander versöhnen; denn Versöhnung ist gut. Die Menschen sind auf Habsucht eingestellt. Tut ihr jedoch Gutes und seid gottesfürchtig, dann ist Allah eures Tuns kundig. [4:128]

 

Und helft einander in Rechtschaffenheit und Frömmigkeit; doch helft einander nicht in Sünde und Übertretung. Und fürchtet Allah; denn Allah ist streng im Strafen. [5:2]

 

Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Beschützer: Sie gebieten das Gute und verbieten das Böse und verrichten das Gebet und entrichten die Zakah und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allah Sich erbarmen wird. Wahrlich, Allah ist Erhaben, Allweise. [9:71]

 

Da erhörten Wir ihn und schenkten ihm Yahya und heilten seine Frau. Sie pflegten miteinander in guten Taten zu wetteifern, und sie riefen Uns in Hoffnung und in Furcht an und waren demütig vor Uns. [21:90]

 

… Und verleumdet einander nicht und gebt einander keine Schimpfnamen ...[49:11]

 

O ihr, die ihr glaubt! Vermeidet häufigen Argwohn; denn mancher Argwohn ist Sünde. Und spioniert nicht und führt keine üble Nachrede übereinander…  [49:12]

 

O ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget. Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist. Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allkundig. [49:13]

 

Lasst sie (die geschiedenen Frauen mindestens drei Monate) wohnen, wo ihr wohnt, gemäß euren Mitteln; und tut ihnen nichts zuleide in der Absicht, es ihnen schwer zu machen. Und wenn sie schwanger sind, so bestreitet ihren Unterhalt, bis sie zur Welt bringen, was sie getragen haben. Und wenn sie (das Kind) für euch stillen, (dann) gebt ihnen ihren Lohn und geht gütig miteinander um; wenn ihr aber Schwierigkeiten miteinander habt, dann soll eine andere (das Kind) für den (Vater) stillen. [65:6]

 

 

Kontexte zu ISLAM & GEWALT

 

Aus http://www.geistigenahrung.org/ftopic13907.html

 

 

8:39 Kämpft gegen die Ungläubigen, bis es keine Verfolgung mehr gibt und der Glaube an Gott allein vorherrscht! Wenn sie den Kampf aufgeben, wird Gott sie entsprechend richten, sieht Er doch alles.

Und wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, und ergreift sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf. Wenn sie aber bereuen und das Gebet verrichten und die Zakah entrichten, dann gebt ihnen den Weg frei. Wahrlich, Allah ist Allvergebend, Barmherzig; [9:5]

2:190-193
Und kämpft auf dem Weg Allahs gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht. Wahrlich, Allah liebt nicht diejenigen, die übertreten. Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben; denn die Verführung (zum Unglauben) ist schlimmer als Töten. Und kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie aber gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen. Wenn sie aber aufhören, so ist Allah Allverzeihend, Barmherzig. Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung (mehr) gibt und die Religion Allah gehört. Wenn sie aber aufhören, so soll es keine Gewalttätigkeit geben außer gegen diejenigen, die Unrecht tun.

Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden gegenüber dem unrichtigen. Wer nun an die Götzen nicht glaubt, an Allah aber glaubt, der hat gewiss den sichersten Halt ergriffen, bei dem es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend, Allwissend. [2:256]

4:91
Ihr werdet andere finden, die vor euch und vor ihren Leuten Sicherheit haben wollen. Sooft sie wieder zur Feindseligkeit verleitet werden, stürzen sie kopfüber hinein. Wenn sie sich also weder von euch fernhalten noch euch Frieden bieten noch ihre Hände zügeln, dann ergreift sie und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet. Denn gegen diese haben Wir euch volle Gewalt gegeben.

60:8-9
Allah verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren; wahrlich, Allah liebt die Gerechten. Doch Allah verbietet euch, mit denen, die euch des Glaubens wegen bekämpft haben und euch aus euren Häusern vertrieben und (anderen) geholfen haben, euch zu vertreiben, Freundschaft zu schließen. Und wer mit ihnen Freundschaft schließt - das sind die Missetäter.

 

Und schmähet nicht die, welche sie statt Allah anrufen, sonst würden sie aus Groll Allah schmähen ohne Wissen. Also ließen Wir jedem Volke sein Tun als wohlgefällig erscheinen. Dann aber ist zu ihrem Herrn ihre Heimkehr; und Er wird ihnen verkünden, was sie getan
6/108


Doch wenn sie mit dir eifern, damit du Mir das zur Seite setzest, wovon du keine Kenntnis hast, dann gehorche ihnen nicht. In weltlichen Dingen aber verkehre mit ihnen auf geziemende Weise. Doch folge dem Weg dessen, der sich zu Mir wendet. Dann werdet ihr zu Mir zurückkehren, und Ich werde euch verkünden, was ihr getan."
31/15


Die aber verhehlen, was Wir herab sandten an Zeichen und Führung, nachdem Wir es für die Menschen klargemacht haben in der Schrift, die wird Allah verfluchen; und verfluchen werden sie die Fluchenden
2/159

Doch die bereuen und sich bessern und offen (die Wahrheit) bekennen, zu denen kehre Ich Mich mit Verzeihen, denn Ich bin der Allvergebende, der Barmherzige.
2/160

 

 

Hanel, Zürich 2/2006

 

 

 



[1] O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allah und verzichtet auf das, was noch übrig ist an Zinsen, wenn ihr Gläubige seid. Und wenn ihr dies nicht tut, dann ist euch Krieg angesagt von Allah und Seinem Gesandten. Doch wenn ihr bereut, dann soll euch euer Kapital zustehen, so dass weder ihr Unrecht tut, noch euch Unrecht zugefügt wird. [2:278-279]

Es ist keine Frömmigkeit, wenn ihr eure Angesichter in Richtung Osten oder Westen wendet; Frömmigkeit ist vielmehr, dass man an Allah glaubt, den Jüngsten Tag, die Engel, das Buch und die Propheten und vom Besitz - obwohl man ihn liebt - den Verwandten gibt, den Waisen, den Armen, dem Sohn des Weges, den Bettlern und (für den Freikauf von) Sklaven, daß man das Gebet verrichtet und die Zakah entrichtet. Es sind diejenigen, die ihr Versprechen einhalten, wenn sie es gegeben haben; und diejenigen, die in Elend, Not und in Kriegszeiten geduldig sind; sie sind es, die wahrhaftig und gottesfürchtig sind. [2:177]

O Prophet, sprich zu den (Kriegs-) Gefangenen, die in euren Händen sind: "Erkennt Allah Gutes in euren Herzen, dann wird Er euch (etwas) Besseres geben als das, was euch genommen wurde, und wird euch vergeben. Denn Allah ist Allvergebend, Barmherzig."[8:70]

 

Abu Musa, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: "Löst die Fesseln des Kriegsgefangenen (bzw. Sklaven), speist den Hungrigen und besucht den Kranken!" (Bu). [SUN:2119]

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: "Ich schwöre bei Dem, in Dessen Hand mein Leben ist, dass der Sohn der Maria alsbald zu euch als Schiedsrichter entsandt werden wird; sodann wird er das Kreuz brechen, das Schwein töten, den Krieg einstellen, und das Geld wird sich so vermehren, dass keiner es wird annehmen wollen. Stattdessen wird eine einzige Niederwerfung (zur Anbetung Allahs) besser sein als die Welt und das, was auf ihr ist." Abu Huraira fuhr fort: "Leset, wenn ihr wollt, >Und es gibt keinen unter den Leuten der Schrift, der nicht vor seinem Tod daran glauben wird; und am Tage der Auferstehung wird er ein Zeuge gegen sie sein.< (Qur'an 4:159)." (Bu). [SUN:2173]

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: "Mit der Stunde wird es nicht soweit sein, bis zwei Gruppen in eine Kriegshandlung verwickelt werden, deren Ziel ein und dasselbe ist." (Bu). [SUN:4267]

'Abdullah Ibn 'Umar, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete: "Ein Mann kam zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und bat ihn um Erlaubnis dafür, den Dschihad unternehmen zu dürfen. Der Prophet fragte ihn: »Sind deine Eltern am Leben?« Der Mann sagte: »Ja« und der Prophet entgegnete: »Dann unternehme den Dschihad bei ihnen!«" (Bu). [SUN:1727]

'A'ischa, Mutter der Gläubigen, Allahs Wohlgefallen auf ihr, sagte: "O Gesandter Allahs, wir sehen, dass der Dschihad die beste Tat ist. Sollen wir (Frauen) nicht kämpfen?" Der Prophet antwortete: "Nein! Der beste Dschihad ist der gut nach Vorschrift ausgeführte Hadschdsch." (Bu). [SUN:1724]


 

[2] Hier wird eindeutig festgehalten: den Frauen stehen die gleichen Rechte zu wie den Männern. Man vergleiche damit die Einstellung der Bibel den Frauen gegenüber, wo die Frau als Strafe für die Sünde Evas ihrem Mann untertan gemacht wird, der das Recht hat, über sie zu herrschen. Im Kanonischen Recht heißt es: "Nur der Mann ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden, nicht so die Frau: darum soll die Frau ihm dienen und seine Magd sein.“ Im Konzil von Macon (6. Jahrhundert) wurde ernsthaft über die Frage diskutiert, ob die Frau überhaupt eine Seele hat'. (Krafft-Ebing, Psychopautia Sexuylis, S. 4.n., 12. Aufl.) Als Ergebnis der Lehren der jüdischen Rabbiner und der christlichen Kirchenväter wurde die Frau im Lauf der Geschichte als Tor zur Hölle' und als ,die Mutter allen Übels' dargestellt. Sie sollte sich schämen beim bloßen Gedanken, daß sie eine Frau ist, wie bei Lecky, History of European Morals, Band 11, S. 142, nachzulesen. (Daryabadi)

 

[3] Qawwam: Jemand der für die Sache eines anderen mit fester Entschlossenheit einsteht, und dessen Interessen schützt

 

[4] Der Qu'ran benutzt hier einen bedeutungsvollen Ausdruck, um einige wichtige Punkte hervorzuheben. Bloße Überlegenheit des Mannes über die Frau hätte besser ausgedrückt werden können mit faddalahum 'alayhinna "Er gab ihnen (den Männern) Vorzug gegenüber ihnen (den Frauen)". Aber Qur'an drückt etwas anderes auf: faddala-llahu ba'dahum 'ala ba'd, "Er bevorzugte einige von ihnen vor den anderen". Der dahinter liegende Gedanke ist, dass Männer und Frauen sich ergänzen und der Vorzug des einen nicht den Nachteil des anderen bedeutet, denn beide sind untrennbar miteinander verbunden. (Siddiqui)

 

[5] Die Familie ist das erste Fundament im menschlichen Leben. Gott hat die Menschen männlich und weiblich erschaffen, als Partner und Grundsteine zum Aufbau dieses Daseins. Unter anderem hat er es zu den Aufgaben der Frau gemacht, die Frucht ihrer Verbindung mit dem Mann auszutragen, zur Welt zu bringen, zu pflegen und dafür zu sorgen. Diese Aufgabe ist nicht nur umfangreich, sondern äußerst wichtig. Sie ist keineswegs von geringem Wert oder einfach. Deshalb ist es nur gerecht, wenn die zweite Hälfte der Verantwortung dem Mann übertragen wird, nämlich die Sorge für den Lebensunterhalt und damit der Sicherheit für die Frau, so dass sie Zeit und Möglichkeiten hat, ihrer wichtigen Aufgabe nachzukommen.

Ihr soll nicht auferlegt werden, auszutragen und zu gebären und zu pflegen und zu sorgen, und dann zusätzlich

noch für den Lebensunterhalt zu arbeiten und sich abzuhetzen und schlaflos zu sein. Gerechtigkeit liegt auch darin, dass dem Mann die besonderen körperlichen, nervlichen, geistigen und psychischen Fähigkeiten zur Erfüllung dieser Aufgabe gegeben wurden, und dass der Frau die entsprechenden körperlichen, nervlichen, geistigen und psychischen Anlagen für ihre Aufgabe geschenkt sind. (Qutb)

 

[6] Zu den Eigenschaften einer tugendhaften gläubigen Frau gehört demütige Ergebenheit, das heißt: freiwilliger Gehorsam, Aufmerksamkeit und Liebe, nicht gezwungenermaßen und widerwillig oder mit Ausweichen und Überdruss! Deswegen wird "demütig ergeben" und nicht "gehorsam" gesagt, denn diese Ausdrucksweise beinhaltet Ruhe, Harmonie und Schutz in dem Heim, das die Heranwachsenden beherbergt und mit seinem Milieu prägt. (Qutb)

 

[7] "Sie schützen (in Abwesenheit ihrer Ehemänner), was Gott ihnen zu schützen geboten hat". Der Satz kann auch so übersetzt werden: "...und (die Interessen ihrer Ehemänner) in deren Abwesenheit schützen, so wie Gott sie beschützt hat." Die erstere Formulierung kann so verstanden werden: eine gute Ehefrau ist gehorsam und harmonisch in Anwesenheit ihres Mannes und schützt in seiner Abwesenheit seinen Ruf und sein Eigentum sowie ihre eigene Tugend, wie Gott es ihr befohlen hat. Mit der zweiten Formulierung kommen wir mit etwas anderer Akzentsetzung zum gleichen Ergebnis:

in Abwesenheit ihres Mannes tut eine gute Ehefrau, die sich der gesicherten Stellung bewusst ist, die Gott ihr gegeben hat, alles, um diese Stellung zu rechtfertigen, indem sie ihre eigene Tugend sowie seinen Ruf und sein Eigentum schützt. (Yusuf 'Ali)

 

[8] Der Begriff ~nusuz~ wörtlich "Auflehnung" , umfasst absichtlich böswilliges Verhalten einer Frau gegenüber ihrem Mann oder eines Mannes gegenüber seiner Frau, einschließlich dessen, was man heute mit "seelischer Grausamkeit" bezeichnet; auf den Mann bezogen heißt es auch "Misshandlung" - im körperlichen Sinne - der Frau (vergleiche Vers 128 dieser Sure).

In diesem Zusammenhang bedeutet böswilliges Verhalten einer Frau absichtliches, ständiges Vernachlässigen ihrer ehelichen Pflichten. (Asad)

 

[9] Wie aus vielen authentischen Überlieferungen ersichtlich ist, hat der Prophet selbst entschieden den Gedanken verabscheut, die Ehefrau zu schlagen, und mehr als einmal hat er gesagt: "Ist es für einen von euch wirklich möglich, seine Frau zu schlagen, als wäre es eine Sklavin, und dann am Abend zu ihr zu gehen?" (Buchari und Muslim) Einer anderen Überlieferung zufolge verbot er, Frauen überhaupt zu schlagen: "Schlagt niemals Gottes Dienerinnen!" (Abu Dawud, al-Nasai, Ahnad ibn Hanbal und andere)

Als der obige Qur'anvers offenbart wurde, soll der Prophet gesagt haben: "Ich wollte das eine, aber Gott wollte das andere - was Gott will, muss das Beste sein." (Manar V, 74) Aufgrund all dessen forderte er in seiner Predigt anlässlich der Abschiedspilgerfahrt kurz vor seinem Tode, dass Schläge nur ein letztes Mittel sein dürfen, wenn  sich die Frau "auf eindeutige und offensichtliche Weise unmoralisch verhalten hat“, und dass sie keine Schmerzen verursachen dürfen (Ghayr mubarrihJ,); authentische Überlieferungen hierzu gibt es in den meisten Ahadithsammlungen. Aufgrund dieser Überlieferungen betonen alle Gelehrten, dass "Schläge", wenn man überhaupt zu diesem Mittel greifen muss, mehr oder weniger symbolisch erteilt werden sollen. Einige der größten Gelehrten (zum Beispiel As-Safi) vertreten die Ansicht, dass dies nur gerade eben erlaubt ist und weitestgehend vermieden werden muss; sie begründen dies mit den persönlichen Gefühlen des Propheten in dieser Frage. (Asad)