GESELLSCHAFT SCHWEIZ    ISLAMISCHE WELT

SOCIÉTÉ SUISSE – MONDE ISLAMIQUE • SOCIETÀ SVIZZERA – MONDO ISLAMICO

 

 

 

NEWSLETTER 14 – Februar 2008      

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Inhalt:

 

 

Sehr geehrte GSIW Mitglieder, Leser & Abonnenten des GSIW Newsletters. Hier Nummer 14 un­se­res GSIW NLs, der Sie über die jüngsten Vorkommnisse informiert, an welchen GSIW in der einen oder anderen Form Anteil nahm und noch nimmt. Gerne nehmen wir Ihre Rück­mel­dun­gen, Anregungen Kritik entgegen. Auch Leser­briefe und Kommen­tare veröffentlichen wir hier gerne, be­hal­­­­ten uns aber allenfalls Kürzungen und die grund­sätz­liche Entscheidung über eine Veröffentlichung vor. Wenn Sie sich auf dem Gebiet: SCHWEIZ/ISLAM – MUSLIME/SCHWEIZER intensi­ver engagieren wol­len – beteiligen Sie sich doch im GSIW – FORUM oder werden gleich aktives GSIW Mitglied. Warum nicht?


 


  VERANSTALTUNGEN l   

 

König FAISAL Stiftung, Basel am 23.1.08. Sohail MIRZA (Swiss-Pakistan Society) organisierte in Zusammen­arbeit mit der Basler Muslim Kommis­sion (BMK) einen Vortrag mit Rifaat LENZIN: RELIGION und STAAT im ISLAM. Als frei­schaffender Journalist habe ich diese Veran­stal­tung für Sie dokumentiert (siehe Link oben). Leider waren nicht so viele Zuhörer anwesend, wie die ausgezeichnete Präsentation dies hätte wünschen lassen. Allerdings waren u.a. anwes­end Heide RUDOLF und Pfarrer PFISTER beide unermüdliche Mitwirkende im interreligiösen Dialog. Interessant war eine über­raschende Frage aus dem Publikum, die nicht so recht vor Ort  be­antwortet wurde: „Was wünschten sich die Muslime, dass in der Schweiz geschähe, dass sie sich besser aufge­nommen und inte­grierter fühlten?“ 

 

Nun, die Idee zu einer Antwort gab Fürst HANS ADAM II von Liechtenstein, der in einem bemerkens­werten Interview seine Sicht zur Inte­gration kundtat. Die Muslime wünschten sich (ohne dass der Verfasser beansprucht, für diese zu sprechen), dass Fürst ADAMS Sicht der Dinge nicht nur von Seinen „Untertanen“ über­nom­men wird, sondern auch von der Mehrzahl seiner wohlwollenden Nachbarn in der Schweiz.

Nachdem wir gebeten wurden, sein Interview unter den Muslimen zirkulieren zu lassen, hat sich VIOZ der Sache angenommen und einen Brief der Hochachtung an Seine Durchlaucht for­muliert.

Allerdings gilt hier, wie bei oben er­wähn­ter Veranstaltung, dass bessere Kom­muni­kation unter den Muslimen nicht nur für mehr Publikum gesorgt hätte, sondern auch professio­nellere und treffendere Formulierungen die Meinung der VIOZ und der von ihr vertretenen Muslimen in der Region Zürich vermittelt hätte.

Dazu gleich Folgendes. Bislang war unser Bruder Fatih DURSUN der nimmermüde „Rundmailer“ von Veran­­stal­tungen, welche dann vom islam.ch team in ihrem Veranstaltungskalender aufgen­om­men wurden. Doch auch seine zeit­li­chen Ressourcen werden immer knapper. Auch wenn nicht viel Hoffnung besteht, dass islam.ch vom Verfasser dieser Zeilen eine Emp­fehl­ung oder gar Aufforder­ung anzunehmen bereit ist, will er es dennoch nicht unversucht lassen, ihnen ganz öffentlich vorzuschlagen, in ihren mehrmals monatlich erscheinenden kurzen news­­lettern nicht nur Ahadith zu zirkulieren – eine durchaus verdienst­volle Sache - sondern auch die aktuel­len Veran­staltungshinweise.

 

KOMMUNIKATION - KOMMUNIKATION

Alle übrigen Aktivisten und Organisatoren von islamrelevanten Veranstaltungen will ich anregen, ihre regionalen Veranstaltungen SCHWEIZ­WEIT vermehrt bekannt zu geben. Entweder an islam.ch (wäre schön, wenn sie meinem Vorschlag nach­kom­men), oder sonst an infos@gsiw.ch wir werden die Informationen um­ge­hend in unserem Ver­tei­ler zirkulieren und jeder Empfänger kann dann in seinem eigenen Netzwerk die Infor­ma­tionen weitergeben. Transparente und deut­liche Kommu­ni­kation ist, wenn auch nicht alles, so doch der erste Schritt zur Einigung. Auch kann dieser GSIW newsletter durch redaktionelle Fremdbei­träge erweitert werden. Schicken sie ihre kan­tona­len Nach­richten, Veranstaltungshin­weise und wir nehmen sie in diesem newsletter kostenlos auf.

 

Wird diesem Ruf, diesem Angebot gefolgt werden?

Nicht mir zu liebe, sondern uns, der Schweizer Gemeinschaft, dem Wunsch nach „Gehör“ zuliebe!?

 

DEMONSTRATION in ZÜRICH

Am 26.1.2008 fand in Zürich eine Demonstra­tion gegen die Abriegelung des Gazastrei­fens statt. Sicherlich ein gerechtfertigtes An­liegen, zu dem sich zwischen 500 und 700 Teil­nehmer einfanden. Man stelle sich vor, wie viele Teil­nehmer wohl gekommen wären, wäre hier – anstatt eines anonymen SMS Aufrufs, aus dem weder her­vor­ging, wer diese Demonstration angemeldet hat oder ob sie überhaupt geneh­migt war – ordentlich kom­muni­ziert worden. Was Muslime nicht brauchen können ist, sich an eventuell illegalen Kundgebungen zu betei­ligen.

Ähnliche Demonstrationen in Deutschland und Österreich wurden um vieles besser organisiert und vorbereitet. Man darf sich in der Schweiz durch­aus auch mal ein Beispiel am Ausland nehmen.

 

Und noch für alle die glauben (wie der komische BRODER und seine neocon Freunde), dass ANTIZIONISMUS gleich ANTISEMITISMUS wäre, und der ISLAM bekämpft werden müsse, dem sei der Artikel „Palästina - Räumung eines «leeren» Landes“ Von Carlos HANIMANN empfohlen. Der israelische Historiker Ilan Pappé beschreibt, wie jüdische Milizen die PalästinenserInnen 1948 von ihrem Land vertrieben - und rüttelt damit an Israels Gründungsmythos.

 

  IPOLITIK l 

 

WINTER in Österreich

„genug gehobelt und geblochert“ hieß es in der Schweiz, in Österreich könnte man sagen, geht auch „jede Winter vorbei“.  Alle haben wohl von den „glatteisigen“ Ausrutschern der Rechtsanwältin gehört, die sich hart am Rande des juristisch Zulässigen, doch weit über die Grenzen verträglichen Umgangs und guten Ge­schmacks hinaus – auf Stimmenfang verun­sicherter und einseitig informierter Bürger be­geben hatte. Die Reak­tion der Muslime, wie auch die der offiziellen Politik in Österreich waren vorbildlich. Die Evangelische Kirchenlei­tung erstatte Anzeige wegen Herabwürdigung. Diesmal ein schönes Beispiel gegenseitigem Beispielnehmens.

 

Des Verfasser eigene Erfahrung zum Thema vor fast 20 Jahren – und seine Meinung:

Böswillige Extre­misten aus ALLEN LAGERN haben weder Anerkennung, noch sonderliches Gehör verdient. Ähnliches gilt übrigens auch für Heuchler, welche ihre wahre Haltung hinter vorgeblich korrektem Verhalten verbergen –

doch Achtung! Man sollte gut zwischen böswilligen, extremis­tischen Lügnern & Heuchlern - und Verkündern unliebsamer Wahrheiten unter­scheiden lernen!

 

DIE WTC LÜGE

Apropos Heuchler und Lügner und vorgeblich korrektes Verhalten. Im Dezember 07 kam das jüngste, sehens­werte cover-up über den 11. September auf you tube in deutscher Sprache heraus, welches erneut deutlich klar macht, dass die Zwillings­türme und WTC 7 als „inside-job“ gesprengt wurden und die ganze Welt an der Nase herum geführt wird. Liebe Leser – glaubt den Halb­wahr­heiten der sich selbst Erhöhenden nicht, sondern überzeugt euch stets SELBST so gut es geht. Der Verfasser dieser Zeilen, seit Anbeginn nahe am Geschehen, hat für Sie dieses Ereignis zwar nicht lückenlos, so doch umfassend dokumentiert.

 

Einen nicht minder sehenswerten Beitrag liefert Volker PISPERs über die Ge­schich­te des Terrorismus und der „Terroror­ga­ni­sationen CIA & al-Qaida“. Ein Beitrag zum Schießen!

 

ATOMKRIEG als OPTION

Bleiben wir also beim Terror und seinen Organi­sations­formen.

Rainer RUPP erzählt uns in seinem Artikel über das jüngste „Manifest des Terrors“. Um die Welt vor der Weiter­verbreitung von Atomwaffen zu schützen, soll die NATO zukünftig ihre eigenen einsetzen. Verfasst haben das Papier fünf ehe­malige Topgeneräle der NATO und Generals­stabs­chefs ihrer Länder.

Mit ihrem Vorschlag für einen nuklearen Erstschlag auch gegen Nichtatomwaffen­staaten wie Iran greifen die Autoren des »radikalen Manifests«, unter anderem General­stabschef Klaus NAUMANN aus Deutschland (The Guardian, 22.1.08) die Vorgaben aus den USA auf – wohl wissend, dass die gegen jedes Völkerrecht verstoßen.

 

KAMPF der KULTUREN oder DIALOG zwischen den RELIGIONEN?

Sind die Brücken zwischen dem Westen und der islamischen Welt zerbrochen? Hat der Kampf der Kulturen begonnen? Eine neue Studie versucht auszuloten, wie virulent der Konflikt wirklich ist. Sie können an dieser Umfrage auch teilnehmen.

 

Ein Artikel der SZ lässt uns an den Erfahrun­gen teilhaben, welche bezüglich dieser Panik­mache in Deutschland gemacht werden.

 

 IKOOPERATIONEN

 

Wie in GSIW Newsletter 12 kurz berichtet, gab es in Basel Stadt unter professioneller Begleitung von Dr. Georg GREMMELSPACHER zwischen Vertretern der Muslimen und höchst motivierten und kooperativen Vertretern des interreligiösen Forums (IRF)  Gespräche, welche die Möglich­keiten einer „öffentlichen Anerkennung“ der Muslime evaluieren sollte. Nun wurde von den Muslimen solche Bestrebungen nach öffentlicher Anerken­nung von ihrer Agenda gestrichen und auf die nächste „Legislaturperiode in 5 Jahren“ verscho­ben. So wie diese Entschei­dung im Kanton Zürich von Schweizer Seite und hier nun von muslimi­scher Seite getroffen wurde, können beide Entscheidungen aus pragmatischer Sicht als richtig erachtet werden. Dennoch ist BEIDEN Seiten zu raten, ihre Entscheidung nicht als eine endgültige anzusehen, sondern in jeweils eigen­en Reihen jene umfassenden Maß­nahmen zu treffen, welche dem allseitigen Ruf nach gegen­seitiger Wertschätzung, Anerkennung und Kooperation zu entsprechen vermögen.

 

Womit wir beim nächsten Stichwort angelangt wären: „Kooperation“.

 

Unser Motto:

„INTEGRATION durch KOOPERATION“ scheint langsam in seiner Bedeutung für eine positive Integration und dadurch initiiertes gegenseitiges Verständnis verstanden zu werden.

Ist es doch Tatsache, dass viele der Muslime mit den administrativen Strukturen in der Schweiz und dem damit verbundenen staatlichen Vorge­hen nicht vertraut sind. Eine integrative Maß­nahme in unserem Sinn bestünde also darin, dass staatliche und kirchliche Organisa­tionen vermehrt Jugendliche mit musli­mischen Hinter­grund als Praktikanten aufnehmen, damit diese oben genannte Strukturen kennenlernen und dieses erwor­bene Wissen in ihren Gemeinschaf­ten kommunizieren. Würden solche Maßnahmen auch noch mit muslimischen Vereinen akkordiert werden, könnten jegliche eventuell damit auf­kommende Misstrauen von vorneherein vermie­den oder zumindest effizient eingedämmt werden. Möglicherweise wird Basel wieder einmal eine beispielhafte Vorreiterrolle hierbei über­nehmen. Zu wünschen wäre es!

 

Bleiben wir beim Thema. Ist es nicht Zeichen der INTEGRATION, PARTIZIPATION und letztlich KOOPERATION, sich aktiv an gesellschaftlichen Vorgängen und Belangen der Gemeinschaft zu beteiligen?

Anteil an der Wohlfahrt der Gemeinschaft zu nehmen und zu deren Verbesserung beizutragen?

 

Bevor also das Thema „öffentliche“ oder „öffentlich rechtliche Anerkennung“ ernsthaft für eine juristische Umsetzung in Betracht gezogen werden kann, müssen die Bemühungen des Integrationswilligen in der Gesellschaft:

 

1.       wahrnehmbar sein,

2.       von der Mehrheitsgesellschaft als positiv empfunden werden,

3.       sich tatsächlich in einer Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände spürbar niederschlagen – anerkannt werden, um

4.       die nötige Akzeptanz zu schaffen, die rechtlichen Möglichkeiten auch entsprechend auszuschöpfen oder zu adaptieren.

 

Es reicht also weder aus, wenn eine Minderheit der Mehrheitsgesellschaft eine Anerkennung wünscht, weil sie etwa meint, da­durch gesellschaftspolitischen Spannun­gen präventiv entgegenwirken zu können, noch, wenn die Minderheitsgesellschaft eine Anerkennung – aus welchen Gründen auch immer – wünscht oder gar fordert.

Anerkennung ist weder etwas, die man bekommt, weil man sie einklagt oder fordert, noch etwas, was ohne tragende Gemeinsamkeiten verliehen werden soll.

 

Anerkennung wird erworben – und ist somit Sache gerechten HANDEL(N)S zwischen zwei, einander als ebenbürtig betrachtenden Partnern.

Mir scheint, dass diese Voraussetzungen bislang nicht genug berücksichtigt wurden und zwar von MUSLIMI­SCHER und von SCHWEIZER Seite.

Wenn man Integration will, MUSS man sich ein bisserl mehr Mühe geben, dem anderen das Leben durch die eigenen Talente und Fähigkeiten zu erleichtern und DAMIT des Anderen Anerkennung zu erwerben.

 

Vielleicht reichen 5 Jahre, um endlich von netten Reden, zu konstruktivem Handeln zu gelangen.

Und – ich sage dies als eher neutraler Beobachter – es sind sowohl auf muslimischer, wie auch auf schweizer Seite aufrichtige Bemühungen in dieser Hinsicht zu erkennen. Doch– ich sage auch dies klar und deutlich – gibt es einflussreiche Kräfte, die dies mit aller Raffinesse und Gewalt zu verhindern suchen. Auf welcher Seite wohl?

    

So – keep on walking!

 

Mit besten Grüssen

M.HANEL – VP GSIW