STREIT um das MINARETT
M.Tanner, F.Müller, F. Mathwig
ISBN 978-3-290-17549-8
Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Buch sollte Bestandteil
der Bibliotheken ALLER mit dieser Thematik befassten Personen und
Organisationen sein.
Auch wenn der
Vergleich "einbeinig" daher kommt, kann gesagt werden, dass es besonders
für die Moscheevereine, zumindest solche, welche sich
auch explizit für die Integration ihrer Mitglieder in die Schweizer
Gesellschaft aussprechen, wenigstens Sunna-Muakada, ist, sich dieser reichen Quelle an
statistischen, juristischen, historischen, sozialpolitischen argumentativen
Informationen zu bedienen, um sie intensiv auch in der Gemeinschaft zu
studieren.
Nur zur Erklärung:
Dieser Vergleich
ist deswegen nicht wirklich zulässig, weil islamische theologische Fachbegriffe,
in diesem Falle, "ein dringend zur
Übernahme empfohlenes Beispiel des Propheten", natürlich nicht einfach
auf den sozialpolitisch gebotenen Kauf eines Buches übertragen werden kann oder
soll.
Dies soweit auch zu Trennung von Politik und
Religion im Islam.
Vielmehr ist für die
Muslime in der Schweiz wichtig, die in diesem Buch akribisch recherchierten
Argumente zu studieren, weil sie dadurch vor allem den komplexen sozialen,
juristischen und politischen Aufbau des Schweizer Rechtsstaates begreifen und
verstehen lernen.
Auch für die
Zukunft werden sie durch das im Buch vermittelte Wissen in die Lage versetzt,
ihre berechtigten Anliegen im korrekten Kontext im öffentlichen Diskurs zu
platzieren.
Integration ist
eben nicht etwas, welches nur durch die mehr oder weniger ausgeprägte Aufnahmebereitschaft
der Mehrheitsgesellschaft funktioniert, sondern in mindestens gleichem Maße
durch die von der Minderheitsgesellschaft beizubringende Willigkeit und ihr
Vermögen , sich in die konkret gegeben funktionalen Strukturen (juristischen,
politischen, historisch gewachsenen, etc.) einzufügen und sich dieser auch in
gegebener, vorgesehener Form zu bedienen.
Für die
nichtmuslimischen Bürger in der Schweiz, ist dieses Buch nicht minder zur
Lektüre angeraten, weil sie neben vielen Fachinformationen auch ganz
spezifische Informationen, die politische Zukunft der Schweiz erhalten, welche
ihnen bislang in der öffentlichen Debatte vorenthalten werden.
Nämlich z.B. (S 79-80)
a.)
Die Minarettverbotsinitiative verstößt gegen geltendes Völkerecht.
b.)
Wegen des hohen Stellenwertes der Volksrechte in
der Schweiz werden Initiativen, die "nur" völkerrechtswidrig sind in der Schweiz
zugelassen.
c.)
Die Schweiz könnte also im Falle das Bauverbot
für Minarette in der Verfassung stehen lassen, würde aber jedes Mal, wenn eine
Verweigerung einer Baubewilligung für ein Minarett vom EGMR (Europäischer
Gerichtshof für Menschenrechte) zu beurteilen wäre, den Fall verlieren und zu
einer völkerrechtlich verbindlichen Schadensersatzleistung
verpflichtet werden können.
d.)
Wird in Kenntnis
dieser möglichen Folgen eine solche Initiative angenommen, so ist dies als Auftrag an den Bundesrat zu werten, die
Schweiz durch Kündigung aus der
völkerrechtlichen Verpflichtung zu befreien. Diese Konsequenz folgt der Logik, dass
der Inhalt einer zwingendes Völkerrecht nicht verletzenden Initiative zu
befolgen wäre.
a.)
Ebenfalls würde
der UNO-Pakt II durch die Annahme der Initiative verletzt werden, was aber
weniger gravierend wäre, da die Entscheide des UNO Ausschusses für
Menschenrechte völkerrechtlich nicht bindend sind. Die Schweiz würde sich dann einfach
in ständigem Widerspruch zum UNO-Pakt II befinden.
Eine etwas sehr eigenwillige und nicht förderliche Position für ein Land,
welches sich der weltweiten Förderung der Menschenrechte verschrieben hat.
Ich verspreche den
Lesern dieses Fachbuches, dass jede Seite NEUES, essentielles Wissen
vermittelt. Wissen, welches gedeihlichem Zusammenleben
verschiedenen religiös geprägter Gesellschaften in der Schweiz höchst
zuträglich ist und künftig höchst bekömmlich werden wird.
Hanel,
2.11.09