Das Wort "KRIEG" im Qur'an
2: 190
UND KÄMPFT um der
Sache Gottes wegen gegen jene, die Krieg gegen euch führen,
doch begeht keine
Aggression – denn wahrlich, Gott liebt keine Aggressoren.[1]
2: 278
O ihr, die ihr zum
Glauben gelangt seid! Bleibt euch Gottes bewusst, und gebt allen Anspruch auf
ausstehenden Wuchergewinn auf, wenn ihr [wahrlich] Gläubige seid;[2]
2:279
denn wenn ihr es
nicht tut, dann wisset, dass ihr euch im Krieg mit Gott und Seinem Gesandten befindet.
Doch wenn ihr bereut, dann sollt ihr Recht auf [Rückerstattung eures]
Grundkapitals haben;[3]
ihr werdet kein Unrecht tun, noch sollt ihr betrogen werden.
4: 71
O IHR, die ihr zum
Glauben gelangt seid! Seid umfänglich gegen Gefahr gerüstet, ob ihr nun in
kleinen Gruppen oder alle gemeinsam in den Krieg zieht.[4]
4: 83
UND WENN irgendeine
[geheime] Neuigkeit, den Frieden oder Krieg betreffend zu ihrer Kenntnis gelangt,[5]
so verbreiten sie diese weit – wohingegen, wenn sie solches doch nur dem
Gesandten oder jenen unter den Gläubigen mitteilten, denen Befehlsgewalt
überantwortet wurde,[6]
wie jenen, die mit Aufklärung beschäftigt sind,[7]
würden diese bestimmt wissen [was damit zu tun wäre]. Und wäre es nicht der
Huld Gottes gegen euch, und Seiner Gnade wegen, wären doch alle, bis auf wenige
unter euch, gewiss Satan gefolgt.
4: 89
Sie sähen es gerne,
wenn ihr die Wahrheit verleugnetet, gerade so wie sie diese verleugneten, damit
ihr sein solltet wie sie. Nehmt sie daher nicht als eure Verbündete, solange,
bis sie sich dem Reich des Bösen um der Sache Gottes wegen versagten[8];
und wenn sie zu [offener] Feindschaft gegen euch zurückkehren, verfolgt sie und
erschlagt sie, wo immer ihr sie findet. Und nehmt nicht einen von ihnen[9]
zum Verbündeten oder Helfer,
4: 90
außer er wäre [von
jenen] die ein Abkommen mit Leuten haben, an welche ihr selbst durch ein
vertragliches Abkommen gebunden seid, oder einer von jenen, der zu euch kommt,
weil sein Herz zusammenschrumpft [ob des Gedankens] Krieg gegen euch oder gegen sein
eigenes Volk zu führen – obwohl, wenn Gott gewollt hätte, sie stärker, als ihr
es seid, gemacht zu haben, hätten sie euch sicherlich bekriegt.[10]
Daher, wenn sie euch (in Ruhe; MH) lassen und euch nicht bekriegen, und euch
den Frieden anbieten, erlaubt euch Gott keineswegs, ihnen Leid zuzufügen.[11]
4: 91
Ihr werdet andere
finden, die vor euch sicher sein wollen und auch sicher vor ihrem eigenen Volk,
[doch sie,] immer wenn sie sich einer neuen, bösen Versuchung gegenüber sehen,
stürzen sich kopfüber hinein.[12]
Daher, wenn sie euch nicht (in Ruhe, in Frieden; MH) lassen, und euch nicht
Frieden anbieten, und ihre Hände nicht zügeln, verfolgt sie und tötet sie, wo
immer ihr sie findet: denn gegen solche wie sie haben wir euch voll ermächtigt
[Krieg zu führen].[13]
4: 92
UND ES ist nicht denkbar,
dass ein Gläubiger einen anderen Gläubigen töte, außer aus Versehen.[14]
Und dem, der einen Gläubigen aus Versehen getötet hat, wird es zur Pflicht
gemacht, eine gläubige Seele aus der Knechtschaft zu befreien und eine
Entschädigung an die Verwandten des Opfers zu zahlen,[15]
außer sie verzichten aus Wohltätigkeit darauf. Nun, wenn der Getötete, selbst
ein Gläubiger, zu Leuten gehört, mit welchen ihr euch im Krieg befindet,[16]
[soll die Bestrafung dafür sein] die Befreiung einer gläubigen Seele aus der
Knechtschaft; wohingegen, wenn er zu einem Volk gehört, an das ihr über ein
Abkommen gebunden seid, soll eine Abfindung an seine Verwandte bezahlt werden,
zusätzlich zur Befreiung einer gläubigen Seele aus der Knechtschaft.[17]
Und wer dies nicht leisten kann, soll [stattdessen] zwei aufeinander folgende
Monate fasten.[18]
[Dies ist] die Sühne, von Gott geboten: und Gott ist wahrlich Allwissend, Weise.
4: 93
Doch wer absichtlich einen anderen Gläubigen tötet, so soll sein Lohn die
Hölle sein, darin zu verbleiben, und Gott wird ihn verdammen, und ihn
zurückweisen, und wird eine fürchterliche Strafe für ihn bereithalten
4: 94
[Daher,] O ihr, die
ihr zum Glauben gelangt seid, wenn ihr in der Sache Gottes [in den Krieg]
auszieht, gebraucht euer Urteilsvermögen, und sagt nicht zu irgendeinem – aus
Begierde nach den vergänglichen Gütern des weltlichen Lebens – der euch den
Friedensgruß entbietet, "Du bist kein Gläubiger",[19]
denn bei Gott sind überreichliche Gewinne. Ihr selbst befandet euch einst auch
in solcher Situation[20]
- doch Gott war huldvoll gegen euch. Gebraucht daher euer
Unterscheidungsvermögen: wahrlich, Gott ist Sich stets im Klaren darüber, was ihr
tut.
4: 101
UND WENN ihr [in
den Krieg]
über die Erde zieht, begeht ihr keine Sünde, wenn ihr das Gebet abkürzt,[21]
wenn ihr Grund zur Furcht habt, dass jene, die darauf erpicht sind die Wahrheit
zu leugnen, plötzlich über euch herfallen könnten:[22]
denn, wahrlich, jene, welche die Wahrheit leugnen, sind eure unverblümten
Feinde.
5: 33
Es ist nur eine
gerechte Vergütung für jene, welche Krieg gegen Gott und Seinen Gesandten[23]
führen, und die danach trachten, Verderben auf Erden zu verbreiten, dass sie in
großer Zahl getötet, oder in großer Zahl gekreuzigt werden, oder, als Ergebnis
ihrer Perversität in großer Anzahl ihre Hände und Füße abgehauen bekommen;[24]
oder [vollständig] von [dem Antlitz] der Erde verbannt werden; derart ist ihre
Schändlichkeit auf Erden.[25]
Doch im kommenden Leben erwartet sie [noch mehr] fürchterliche Strafe,
5: 34
außer auf jene [von
ihnen], die bereuen, bevor ihr [O Gläubige] mächtiger als sie werdet;[26]
denn ihr müsst wissen, dass Gott Vieles-Vergebend ist, ein Spender der
Barmherzigkeit.
5: 64
Und die Juden
sagen, "Gottes Hand ist gefesselt!" Ihre eigenen Hände sind
gefesselt; und [von Gott] verworfen sind sie, wegen dieser ihrer Behauptungen.[27]
Nein, vielmehr sind Seine Hände weit ausgestreckt; Er ergießt [Huld] wie Er es
will. Aber alles, was dir [O Prophet] von deinem Erhalter herabgesandt wurde,
wird bestimmt viele von ihnen noch halsstarriger in ihrer maßlosen
Überheblichkeit und ihrem Leugnen der Wahrheit machen. Und so haben Wir bis zum
Auferstehungstag Feindschaft und Hass unter die Befolger der Bibel gesetzt;[28]
jedes Mal, wenn sie die Feuer des Krieges entzünden, löscht Gott sie aus,[29]
und sie bemühen sich sehr, Verderben auf Erden zu verbreiten; und Gott liebt
nicht die Verderben Verbreitenden.
8: 1
SIE WERDEN DICH
nach der Kriegsbeute
befragen. Sprich: "Alle Kriegsbeute gehört Gott und dem Gesandten."[30]
Bleibet daher Gottes bewusst und haltet die Bande der Bruderschaft unter euch
am Leben,[31]
und hört auf Gott und Seinen Gesandten, wenn ihr [wirklich] Gläubige seid!
8: 56
UND WAS JENE
betrifft, mit welchen du ein Abkommen getroffen hast, und die dann dieses
Abkommen bei jeder Gelegenheit gebrochen haben[32]
– weil sie Gottes nicht gedenken –
8: 57
wenn du sie im Krieg
[mit dir] findest, so präge mit ihnen ein schreckliches Beispiel für jene,
welche ihnen folgen,[33]
damit sie es sich zu Herzen nehmen mögen;
8: 58
oder, wenn du Grund
hast, Verrat[34]
von Leuten zu befürchten [mit welchen du ein Abkommen hast], so wirf es ihnen
in gleicher Weise zurück:[35]
denn wahrlich, Gott liebt nicht die Verräter!
8: 68
Wäre es nicht
aufgrund eines bereits gefassten Beschlusses von Gott, so hätte euch wirklich
eine schwere Strafe wegen all der Gefangenen, die ihr gemacht habt, getroffen.[36]
8: 69
Genießt also all
das rechtmäßige und gute von den Dingen, die ihr im Krieg erbeutet habt, und bleibet
Gottes eingedenk: wahrlich, Gott ist Vieles-Vergebend, ein Spender der
Barmherzigkeit.
9: 29
[Und] kämpft gegen
jene, die – obgleich ihnen [zuvor] Offenbarung gewährt worden war[37]
- nicht [wirklich] an Gott, noch an den Jüngsten Tag glauben, und das als nicht
verboten erachten, was Gott und Sein Gesandter verboten haben,[38]
und die nicht der Religion der Wahrheit folgen, [die Gott ihnen auferlegt hat],[39]
bis sie [einwilligen,] die Ausnahmesteuer mit williger Hand [zu] zahlen,
nachdem sie [im
Krieg] gedemütigt wurden.[40]
9: 38
O IHR, die ihr zum
Glauben gelangt seid! Was fehlt euch, dass, wenn ihr aufgerufen werdet,
"Zieht in den Krieg, der Sache Gottes wegen", ihr ganz
fest dem Irdischen anhaftet?[41]
Wollt ihr euch mit [den Annehmlichkeiten] dieser Welt zufrieden geben, anstatt
[mit dem Guten] des jenseitigen Lebens? Ist doch das Vergnügen in dieser Welt
nur eine geringe Sache, wenn es mit dem kommenden Leben verglichen wird!
9: 39
Wenn ihr nicht in
den Krieg
[für die Sache Gottes] zieht, wird Er euch mit schwerer Strafe bestrafen, und
an eure Stelle ein anderes Volk setzen – wohingegen ihr Ihm in keiner Weise
schaden werdet: denn Gott hat die Macht, Alles zu wollen.
9: 40
Wenn ihr dem
Gesandten nicht beisteht,[42]
dann [wisset, dass Gott dies tun wird, gerade so, wie] Gott ihm zu der Zeit
half, als jene, welche darauf versessen sind, die Wahrheit zu leugnen, ihn
vertrieben, [und er doch nur] einer von zweien war:[43]
als diese beiden in der Höhle [versteckt] waren, [und] der Gesandte zu seinem
Gefährten sprach, "Sei nicht bekümmert: wahrlich, Gott ist mit uns."[44]
Und darauf sandte Gott Seinen inneren Frieden auf ihn herab, und half ihm mit
Mächten, die ihr nicht sehen könnt,[45]
und machte die Absicht jener vollständig zunichte, die darauf versessen waren,
die Wahrheit zu leugnen, wohingegen die Sache Gottes überlegen blieb:[46]
denn Gott ist Allmächtig, Weise.
9: 41
Zieht in den Krieg, ob
es [nun für euch] leicht oder schwer ist,[47]
und strengt euch mit eurem Vermögen und euren Leben in der Sache Gottes hart
an: dies ist zu eurem eigenen Wohl – wenn ihr dies nur wüsstet!
9: 81
JENE [Heuchler] die
zurückgelassen wurden, genossen ihr Fernbleiben [vom Krieg],[48]
nach [dem Abmarsch] des Gesandten Gottes, denn sie hatten den Gedanken gehasst,
sich mit ihrem Vermögen und Leben für die Sache Gottes einzusetzen; und sie
haben [sogar zu anderen] gesagt, "Zieht bei dieser Hitze nicht in den Krieg!"
Sprich: "Das
Feuer der Hölle ist weit heißer!" Hätten sie nur diese Wahrheit
verstanden!
9: 82
Lass sie also ein
wenig lachen – denn, viel werden sie weinen,[49]
als Lohn dafür, was sie erworben haben.
9: 83
Daher, [O Prophet,]
wenn Gott dich wieder Angesicht zu Angesicht mit einigen von ihnen bringt,[50]
und sie dich dann um Erlaubnis bitten, mit dir [in den Krieg] zu ziehen, sprich:
"Niemals sollt ihr mit mir ausziehen, noch mit mir gemeinsam den Feind
bekämpfen! Seht, euch gefiel es sehr, das erste Mal zu Hause zu bleiben: bleibt
also mit jenen zu Hause, die zurück [zu] bleiben [haben]!"[51]
9: 84
Und niemals sollt
ihr über irgendeinem von ihnen der gestorben ist, beten, und auch sollt ihr
nicht an seinem Grabe stehen:[52]
denn seht, sie waren versessen darauf, Gott und Seinen Gesandten zu verleugnen,
und sie starben in diesem, ihrem Frevel.[53]
9: 85
Und lass ihre
weltlichen Güter und [ihr Vergnügen welches sie daraus ziehen und] ihre Kinder
nicht deine Bewunderung erregen: Gott will sie dadurch nur [im Leben] in dieser
Welt prüfen, und [lässt] ihre Seelen verscheiden, während sie [immer noch] die
Wahrheit leugnen.[54]
9: 86
[Wahrlich leugnen
sie sie:] denn, als sie über die Offenbarung aufgerufen worden waren,[55]
"Glaubt an Gott und kämpft hart [in Seiner Sache] zusammen mit Seinem
Gesandten", verlangten [selbst] solche von ihnen, die dazu gut in der Lage
waren [in den
Krieg zu ziehen] Freistellung, indem sie sagten, "Erlaube uns
mit jenen zurückzubleiben, die zu Hause bleiben!"[56]
9: 107
UND [es gibt
Heuchler,] die ein [eigenes] Gebetshaus errichtet haben, um Unheil zu schaffen,
und den Abfall vom Glauben voranzutreiben und um Uneinigkeit unter den Gläubigen
zu erzeugen, und um einen Außenposten für all jene einzurichten, die von Beginn
an gegen Gott und Seinen Gesandten Krieg geführt hatten.[57] Und gewiss werden sie [zu euch]
schwören [O Gläubige], "Wir hatten nur die besten Absichten!" – wohingegen
Gott [Selbst] bezeugt, dass sie lügen.[58]
9: 122
Wegen all dem ist
es nicht wünschenswert, dass [in Kriegszeiten] alle Gläubige zu Felde ziehen. Von
jeder Gruppe sollen aus ihrer Mitte einige davon abstehen, in den Krieg
zu ziehen, und sich [stattdessen] dem tieferen Wissenserwerb im Glauben widmen,
[und so in die Lage kommen] um ihre heimkehrenden Brüder zu unterrichten, damit
[auch] diese sich selbst vor dem Bösen zu hüten vermögen.[59]
17: 3
O ihr Nachkommen
jener, welche Wir [in der Arche] mit Noah getragen haben!
Seht, er war [Uns]
ein höchst dankbarer Diener!
17: 4
Und Wir machten
dies den Kindern Israels durch Offenbarung bekannt:[60]
"Zweimal, wahrlich, werdet ihr Verderben über die Erde bringen und werdet
wahrlich grob anmaßend sein![61]
17: 5
Deshalb, als die
Vorhersage des ersten Mals dieser beiden [Perioden der Ungerechtigkeit] wahr
wurde, sandten Wir einige Unserer Leibeigenen, (begabt) mit schrecklicher Kriegskunst
gegen euch und sie richteten Verwüstung im ganzen Land an: und so wurde die
Verheißung erfüllt.[62]
22: 39
ERLAUBNIS [zu kämpfen] ist jenen gegeben, gegen welche
unrechtmäßigerweise Krieg geführt wird[63] -
und, wahrlich, Gott hat wirklich die Macht ihnen zu helfen -:
22: 40
jenen, welche aus ihren Heimatländern gegen jegliches Recht vertrieben
wurden, aus keinem anderen Grund, als
weil sie sagen, "Unser Erhalter ist Gott!" Denn, hätte Gott die Leute
nicht ermächtigt sich gegen andere zu verteidigen,[64] wären
[alle] Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen – in [all] denen Gottes
Name reichlich hoch gelobt wird – [schon] zerstört worden. Und Gott wird
sicherlich dem beistehen, der Seiner Sache beisteht; denn, wahrlich, Gott ist
höchst Stark, Allmächtig,
22: 41
[Sich wohl bewusst] jener, die, [selbst] wenn Wir sie auf Erden
bestärken, standhaft zum Gebet stehen, und in Nächstenliebe spenden und das
Gute gebieten und das Falsche zu tun verbieten; aber bei Gott ruht der
letztendliche Ausgang allen Geschehens.
27:
32
Sie fügte hinzu: "O
ihr Edlen! Was ist eure Meinung zu dem Problem, welchem ich mich nun gegenüber
sehe?[65]
Niemals würde ich eine Entscheidung ohne euch treffen."
27:
33
Sie antworteten: "Wir
sind mit Macht ausgestattet und mächtigem Heldenmut im Krieg – aber dein ist der Befehl; überlege daher,
was du entscheiden wirst."
47: 4
WENN
IHR nun [im
Krieg] auf jene trefft, welche die Wahrheit beharrlich leugnen,[66]
so haut ihnen die Hälse ab, bis ihr sie vollständig überwältigt habt, und dann
schlagt sie in Fesseln;[67]
doch danach [setzt sie frei] entweder durch einen Gnadenakt oder gegen
Lösegeld, sodass die Last des Krieges fortgenommen werden möge:[68]
so [soll es sein]. Und [wisse,] hätte Gott es gewollt, hätte Er sie sehr wohl
[Selbst] bestrafen können; doch [Er wünscht, dass ihr euch anstrengt] um euch
[alle] gegenseitig durch die anderen zu prüfen.[69]
Und was jene betrifft, welche der Sache Gottes wegen fallen, so wird Er ihre
Taten niemals vergeblich sein lassen.
47: 20
NUN
SAGEN jene, welche zum Glauben gelangt sind, "Würde denn solche Offenbarung
herabgesandt worden sein [die uns zu kämpfen erlaubte]!"[70]
Doch da nun eine Offenbarung herabgesandt wurde, die klar und eindeutig ist,[71]
die den Krieg
erwähnt, siehst du jene, in deren Herzen Krankheit ist, dich [O Muhammad] in
einer Weise ansehen, als würden sie jeden Moment aus Furcht vor dem Tode in
Ohnmacht fallen! Doch viel besser für sie
wäre
47: 21
Gehorsam
[gegenüber dem Aufruf Gottes] und ein Wort von ihnen, welches [Seine]
Zustimmung bekäme:[72]
denn, da diese Angelegenheit [durch Seine Offenbarung] beschlossen ist, ist es
doch zu ihrem eigenen Wohl, wahrhaftig gegenüber Gott zu bleiben.
48: 15
Sobald ihr [O Gläubige] zu einem Krieg
aufzubrechen bereit seid, der Beute verspricht,[73]
werden jene, die [früher] zurückblieben sagen, "Erlaube uns mit euch zu
gehen" – [um zu zeigen, dass] das Wort Gottes sie zu ändern wünschten. [74] Sprich: "Auf
keinen Fall werdet ihr mit uns gehen: Gott hat bereits erklärt [wem alle Beute
gehört]."[75]
Darauf werden sie sicherlich antworten, "Nein, ihr missgönnt uns nur
[unseren Anteil an der Beute!" Nein, sie können doch nur einen so kleinen
Teil der Wahrheit erfassen!
48: 16
Sprich
zu jenen der Beduinen, die zurückgeblieben sind: "Die Zeit wird kommen, da
ihr [zum Kampf] gegen ein Volk mit großer Kriegsmacht aufgerufen werdet:[76]
ihr werdet gegen sie zu kämpfen haben [bis ihr getötet werdet] oder sie sich
unterwerfen. Und dann, wenn ihr [diesen Ruf] beachtet, wird Gott euch reichliche
Entlohnung gewähren; doch wenn ihr euch abkehrt, wie ihr euch dieses Mal
abgekehrt habt[77],
wird Er euch mit schmerzlicher Strafe bestrafen.
48: 17
Kein
Vorwurf [für das Fernbleiben im Krieg in Gottes Sache] trifft den Blinden, auch
nicht den Lahmen oder den Kranken;[78]
doch jeder, der [den Aufruf von] Gott und Seinem Apostel achtet [in der Tat
oder im Herzen],[79]
den wird Er in, von Wassern durchzogene Gärten einführen; doch den, der sich
abkehrt, wird Er mit schmerzlicher Strafe bestrafen.
48: 18
WAHRLICH,
sehr zufrieden war Gott mit den Gläubigen, als sie dir [O Muhammad] ihre Treue
unter jenem Baum schwuren,[80]
denn Er wusste, was sie in ihren Herzen hegten; und so sandte Er ihnen inneren
Frieden herab, und belohnte sie mit [der frohen Botschaft von] einem bald
eintreffenden Sieg,[81]
48: 19
und
[mit] reichlicher Kriegsbeute, welche sie erlangen werden: denn Gott ist
wahrlich Allmächtig, Weise.
48: 20
[O
ihr die ihr glaubt!] Gott hat euch reichliche Kriegsbeute versprochen, die ihr
noch erhalten werdet; und Er hat euch diese [weltlichen] Güter im Voraus
gewährt;[82]
und die Hände von [euch feindlich gesinnten] Leuten abgehalten, damit diese
[eure innere Stärke] ein Zeichen für die Gläubigen [in künftigen Zeiten] werde,
und dass Er euch alle einen geraden Weg leite.
48: 21
Und
es gibt noch andere [Gewinne] die noch außerhalb eurer Reichweite liegen,[83]
die Gott [doch] bereits [für euch] erfasst hat: denn Gott hat die Macht
Jedwedes zu wollen.
59: 8
[Somit,
soll ein Teil solcher Kriegsgewinne] an die Armen unter jenen [gehen],
welche sich dem Reich des Bösen versagt haben:[84]
jene, welche aus ihrer Heimat und von ihrem Besitz vertrieben wurden, im
Streben nach Gott und [Seinem] Wohlgefallen, und die [der Sache] Gott[es] und
Seinem Gesandten helfen: sie sind es, die zu ihrem Wort stehen!
59: 11
WISST
IHR NICHT Bescheid darüber, was jene, welche stets [ihre wirklichen Gefühle]
verbergen,[85]
zu ihren Brüdern, den Anhängern früherer Offenbarung, welche die Wahrheit
leugnen, sprechen:[86]
"Wenn ihr vertrieben werdet, so werden wir gewiss mit euch gehen und wir
werden auf niemanden hören, der gegen euch ist; und wenn gegen euch Krieg
geführt wird, werden wir euch gewiss zu Hilfe kommen." Doch Gott legt
Zeugnis dafür ab, dass sie äußerst schamlos lügen:
59: 12
[denn]
wenn jene [welchen sie sich gegenüber verpflichtet haben] wirklich vertrieben
werden, werden sie nicht mit ihnen fortgehen; und wenn gegen sie Krieg
geführt wird, werden sie ihnen nicht zu Hilfe kommen; und selbst wenn sie [es
versuchten,] ihnen zu helfen, werden sie gewiss [in Flucht] ihren Rücken
kehren, und am Ende werden sie [selbst] keine Hilfe finden.
59: 13
Nein,
[O Gläubige] ihr ließet in ihren Brüsten eine Angst erstehen, größer als [sogar
ihre Furcht vor] Gott: dies deshalb, weil sie Leute sind, welche versagen, die
Wahrheit zu erfassen.[87]
59: 14
Niemals
werden sie gegen euch kämpfen, [selbst nicht] gemeinsam, außer aus ihren
befestigten Burgen heraus oder von hinter Mauern.[88]
Schwer ist das kriegerische
Zerwürfnis zwischen ihnen; du magst glauben, sie wären vereint, wohingegen ihre
Herzen [in Wirklichkeit miteinander] uneins sind: dies deshalb, weil sie Leute
sind, welche ihren Verstand nicht gebrauchen.[89]
Hanel,
7/10 (88)
[1] Dieser
und die folgenden Verse legen unmißverständlich fest, dass für Muslime nur die
Selbstverteidigung (im weitesten Sinne des Wortes) Krieg rechtfertigt. Die meisten Kommentatoren stimmen darin überein,
dass der Ausdruck la ta'tadu in
diesem Zusammenhang "begeht keine Aggression" bedeutet; wohingegen
mit al-mu'tadin die Aggressoren, jene
"die Aggression begehen" gemeint sind. Der Defensivcharakter eines
Kampfes "um der Sache Gottes wegen" – das bedeutet für die ethischen
Grundsätze, die von Gott vorgeschrieben sind – ist eindeutig durch den
Einschub, "gegen jene, die Krieg gegen
euch führen" belegt und wird in 22:39 noch weiter geklärt – "die
Erlaubnis [zu kämpfen] ist jenen erteilt, gegen die unrechtmäßigerweise Krieg geführt wird", was gemäß
aller verfügbaren Überlieferungen die früheste (und daher grundlegende) qur'anische
Referenz zur Frage des dschihad ist
(siehe Tabari und Ibn Kathir in ihren Kommentaren zu 22:39). Dass dieses frühe,
fundamentale Prinzip der Selbstverteidigung als die einzig mögliche
Rechtfertigung für Krieg im
ganzen Qur'an hindurch aufrechterhalten wird, wird durch 60:8 belegt, wie auch
durch den abschließenden Satz in 4:91, die beide später als obiger Vers
offenbart wurden.
[2] Dies bezieht sich nicht nur auf
die Gläubigen in jener Zeit, in welcher dieses Wucher Verbot ausgesprochen
wurde, sondern auch auf die Leute, welche noch in späterer Zeiten an die qur'anische
Botschaft glauben sollten.
[3] D.h., ohne Zinsen.
[4]
Wörtl.,
"und zieht fort, [sei es] in kleinen Abteilungen oder alle gemeinsam"
– letzteres bedeutet, was man heute "totalen Krieg" nennt. Der Ausdruck hidhr
bedeutet nicht nur jenen Aufwand, den man gegen anstehende Gefahr zu treiben
hat, sondern bezieht alle nötigen Vorbereitungen mit ein – in diesem
Zusammenhang, militärische Organisation, Ausrüstung, etc. Das Problem der Kriegsführung erwächst aus den
Prinzipien ideologischer Staatsführung, wie diese in Vers 59 dieser Sure
vorgeschrieben wurde. Weil von den Muslimen erwartet wird, ihr
Gemeinschaftsleben im Rahmen eines Staatsgefüges zu organisieren, dessen
ideologische Grundprinzipien im Qur'an festgelegt sind, müssen sie gegen
Feindlichkeiten gewappnet sein, die von solchen Gruppen oder Nationen ausgehen,
welche der Weltsicht und dem Sozialsystem des Islams entgegenstehen und
belegbar auf dessen Zerstörung hinarbeiten: daher spielt das Konzept des
Verteidigungskriegs in der Sache Gottes (Dschihad)
im sozio-politischen System des Islams eine sehr wichtige Rolle und wird den ganzen
Qur'an hindurch oft angesprochen.
[5]
D.h.,
die halbherzigen Anhänger des Islams, von welchen in vorigem Vers gesprochen
wurde (Zamakhshari). Obige Referenz auf Frieden und Krieg – wörtl., "Sicherheit oder Gefahr (khawf)" – steht
erstens mit den grundlegenden Prinzipien der Staatsführung, wie in Vers 59
dieser Sure erwähnt, in Verbindung und, zweitens, mit dem Diskurs über den
Kampf in Gottes Sache, der mit Vers 71 beginnt.
[6]
Wörtl.,
"von unter ihnen".
[7]
Wörtl.,
"jene unter ihnen, welche [die Wahrheit] herauslocken", d.h., jene
staatlichen Spezialeinheiten, die mit der Beschaffung politischer und militärischer
Informationen und Aufklärung beauftragt sind.
[8]
Siehe
Sure 2, Vers 218, und auch die
Anmerkung zu Vers 97 dieser Sure.
[9]
D.h.,
irgendeiner derer, die sich dem "Reich des Bösen" nicht versagten und
zwischen Glauben und Unglauben hin und her schwanken.
[10]
Wörtl.,
"wenn Gott gewollt hätte, hätte Er ihnen sicherlich die Macht über euch
gegeben, woraufhin…", etc. – was darauf hinweist, dass nur die mangelnde
Stärke und nicht wirklich guter Wille sie dazu drängt, den Krieg gegen die Gläubigen
einzustellen.
[11]
Wörtl.,
"Gott hat euch keinen Weg gegen sie gegeben": ein Bezug auf das
Gebot, welches im Vers 86 oben festgelegt wurde.
[12]
Wörtl.,
"immer wenn sie der Versuchung zurück zugewandt werden (fitnah), werden sie darauf zurückgeworfen" oder "kopfüber in
sie hineingeworfen".
[13]
Wörtl.,
"(zu) dem haben wir euch klare Ermächtnis (sultan) gegeben" –
eine geheiligte Bestärkung des Gebotes, welches nur Selbstverteidigung
gestattet (vgl. 2:190 ff. und die dazu gehörenden Anmerkungen).
[14] Diesen Vers, in
Verbindung mit dem Vers 93 gelesen, sind einige der mutazillitischen Gelehrten
der Auffassung, dass ein Gläubiger, der absichtlich einen anderen Gläubigen
tötet, als Ungläubiger zu gelten habe (Razi). Dies trifft natürlich nicht auf
die Exekution eines Todesurteils, im Rahmen der Vollstreckung eines
Gerichtsurteils zu.
[15]
Wörtl.,
"seine Leute" - d.h., die Erben oder vom Opfer Abhängigen. Die "Befreiung
einer gläubigen Seele aus der Knechtschaft", welche drei Mal in diesem
Vers erwähnt wird, bezieht sich in erster Linie auf Kriegsgefangene (siehe die Anmerkung zu 8:67 und 58:3).
[16]
Wörtl.,
"die feindlich gegen euch sind" – womit tatsächlicher Kriegszustand gemeint ist.
[17]
Dies
bezieht sich auf Fälle, wo das Opfer kein Muslim ist und zu einem Volk gehört,
mit welchem die Muslime eine normale, friedliche Beziehung unterhalten; in
diesen Fällen ist die Strafe die gleiche wie für das Töten eines Gläubigen
unter gleichen Umständen.
[18]
D.h.,
in der Art, wie dies für das Fasten im Monat Ramadan (siehe 2:183-187) vorgeschrieben
ist. Diese Erleichterung gilt für eine Person, die sich eine Entschädigungszahlung
oder den Freikauf eines Sklaven (Razi) nicht leisten kann, oder keinen Sklaven
finden kann, wie dies auf Zeiten wie der unseren zutreffen mag (Manar V, 337).
[19]
Sc.,
"und daher einer der Feinde". Dieser Vers verbietet die Behandlung am
Kampf Nichtbeteiligter als Feinde, um ihren unterstellten Unglauben als
Vorwand zu benützen, sie auszuplündern. Die Aufforderung "gebraucht euer
Urteilsvermögen" (tabayyanu) verpflichtet den Gläubigen dazu,
sich, in jedem Fall, zu versichern, ob die betreffende Person in Feindlichkeiten
verwickelt ist oder nicht.
[20] Wörtl., "so wart ihr zuvor
[auch]". Da voriges Gebot sich auf die ganze
Gemeinschaft bezieht, scheint es doch so, dass dies auch auf obigen
Abschnitt zutrifft: nämlich, ein Hinweis auf jene Zeit, als die muslimische
Gemeinschaft, wegen ihrer Schwäche und zahlenmäßigen Bedeutungslosigkeit der
Gnade ihrer großmächtigen Feinde ausgeliefert war. Somit wird den Gläubigen
gesagt: "Erinnert euch an eure einstige Schwäche und behandelt die
friedliebenden unter euren Feinden mit der selben Rücksichtnahme, die ihr
damals für euch selbst erhofftet."
[21]
Wörtl.,
"das Gebet": ein Hinweis auf die fünf täglichen Pflichtgebete – in
der Morgendämmerung, Mittag, Nachmittag, nach Sonnenuntergang und spät in der
Nacht – die abgekürzt und zusammengelegt werden dürfen (Mittagsgebet mit
Nachmittagsgebet, und das Abend- mit dem Nachtgebet), wenn sich jemand auf der
Reise oder in Gefahr befindet. Wenn der Prophet dies durch seine Sunnah auch auf die Reise in
Friedenszeiten ausgedehnt hat, so wird diese Möglichkeit im Qur'an nur für den Kriegsfall erwähnt; und dies
rechtfertigt den Einschub [in den Krieg]. Das
Gebet in verschiedenen Schichten, welches im nächsten Vers beschrieben wird,
wird salat al-khawf ("t in Gefahr") genannt.
[22]
Wörtl.,
"euch in Bedrängnis bringen könnte" – was sich, gemäß fast aller
Kommentatoren, auf einen Überraschungsangriff bezieht.
[23] Der
Begriff "Gesandter" ist augenscheinlich ein Gattungsbegriff. Mit "Kriegführen
gegen Gott und Seinen Gesandten" ist die feindliche Gegnerschaft gegen
die, und absichtliche Missachtung der von Gott vorgeschriebenen und von den
Gesandten dargelegten ethischen Regeln, verbunden mit gezielten Bemühungen auch
anderer Leute Glauben an Gott zu vernichten oder zu unterminieren.
[24] Im
klassischen Arabisch ist das, "jemandes Hände und Füße abschlagen"
oft synonym mit "jemandes Macht vernichten", und es ist möglich, dass
dieser Ausdruck in diesem Sinne hier gebraucht ist. Alternativ kann es auch
heißen, "verstümmelt werden", sowohl physisch und metaphorisch –
gleiches gilt für den (rhetorischen) Gebrauch "gekreuzigt werden", im
Sinne von "gequält werden" (vgl. das Österreichische, "es ist
ein Kreuz mit …", das soviel bedeutet wie: "es ist eine Qual mit
etwas oder jemandem"; MMH). Der Ausdruck min khilaf – der üblicherweise mit "von gegenüberliegenden
Seiten" übertragen wird – ist vom Verb khalafahu,
"er war gegenteiliger Meinung", "er widersprach ihm", oder "handelte
gegen ihn"; daher ist die primäre Bedeutung von min khilaf, "aufgrund
von Gegnerschaft" oder "Perversität".
[25] Die meisten klassischen Kommentatoren erachten diesen Abschnitt
als rechtliches Gebot, und
interpretieren daher: "Der Lohn derer, die gegen Allah und Seinen
Gesandten Krieg führen
und Verderben im Lande zu erregen trachten, soll sein, dass sie getötet oder
gekreuzigt werden oder dass ihnen Hände und Füße wechselweise abgeschlagen
werden, oder dass sie aus dem Lande vertrieben werden. Solches soll ihre
Schmach in dieser Welt sein". Diese Interpretation wird allerdings vom
Text keineswegs gedeckt, und dies aus folgenden Gründen:
(a) Die
vier Passivverben die in diesem Satz vorkommen "getötet", "gekreuzigt",
"abgehauen" und "verbannt" – sind im Präsens abgefasst, und
zeigen nicht einfach das Futur oder alternativ, die Imperativform an.
(b) Die
Form yugattalu bedeutet nicht einfach
"sie werden erschlagen"
oder (wie die Kommentatoren dies hätten) "sie werden erschlagen werden",
sondern bedeutet gemäß einer fundamentalen arabischen Grammatikrege, "sie werden in großer Zahl erschlagen";
und das gleiche gilt für die Verbalformen von yusallabu ("sie werden in großer Zahl gekreuzigt") und tugatta'a (in großer Zahl abgeschlagen).
Wenn wir nun annehmen sollen, dass dies "vorgeschriebene Bestrafungen"
sind, würde dies bedeuten, dass eine große Zahl – doch nicht
erforderlicherweise alle – jener, "welche Krieg gegen Gott und den Gesandten führen", auf diese Weise
bestraft werden sollen; eine offensichtliche unzulässige, widersprüchliche
Unterstellung an den göttlichen Gesetzgeber.
Darüber hinaus, wenn die Partei, welche "Krieg gegen Gott und den
Gesandten führt", aus nur einer Person besteht, oder nur einigen wenigen,
wie könnte das Gebot von "in großer Zahl" gegen sie oder ihn in
Anwendung gebracht werden?
(c) Was
hieße dann des Weiteren der Ausdruck, "sie sollen von der Erde verbannt
werden", wenn obiger Vers als gesetzliche Regel aufgefasst wird? Dieser
Punkt hat die Kommentatoren tatsächlich erheblich verwirrt. Einige von ihnen
meinen, dass die Übertreter aus dem "Land (des Islams) verbannt"
werden sollen; doch es gibt nirgendwo im Qur'an eine Stelle, wo der Ausdruck "Erde"
(ard) auf diese einschränkende Weise
gebraucht wird. Andere vertreten wiederum die Ansicht, dass die Schuldigen in
einem unterirdischen Verlies eingesperrt werden sollten, was der "Verbannung
von [dem Antlitz] der Erde" entspräche!
(d) Letztlich
– und dies ist der gewichtigste Einwand gegen die Interpretation obigen Verses
als "rechtliches Gebot" – der Qur'an legt den genau gleichen
Ausdruck, der auf Massenkreuzigung und Massenverstümmelung abzielt (doch
diesmal mit der definitiven Absicht auf die Zukunft verweisend), als Drohung
gegen die Gläubigen in den Mund des Pharaos, (siehe 7:124, 20:71 and 26:49). Da
der Pharao im Qur'an stets als Prototyp des Bösen und der Gottlosigkeit
dargestellt ist, ist es nicht nachvollziehbar, dass der gleiche Qur'an (hier) ein
göttliches Gesetz in den genau gleichen Worten vorschreibt, die er an anderer
Stelle einer Figur zuschreibt, die als ein "Feind Gottes"
charakterisiert ist.
Kurz, der Versuch der Kommentatoren obigen Vers als "rechtliches
Gebot" zu interpretieren, muss kategorisch abgelehnt werden, wie berühmt
der Name der dafür verantwortlichen Personen auch sein mag. Andererseits
erschließt sich uns eine wirklich überzeugende Interpretation sofort dann, wen
wir den Vers im Präsens lesen – wie er zu lesen ist: denn so gelesen, stellt
sich der Vers sofort selbst als Feststellung dar – als eine Erklärung der
Unausweichlichkeit solcher Vergütung, welche jene "welche Krieg gegen Gott führen",
selbst über sich bringen. Ihre Feindschaft gegenüber ethischen Imperativen
lässt sie die Sicht auf alle moralische Werte verlieren; und ihre, daraus
resultierenden gegenseitigen Unstimmigkeiten und "Widerwärtigkeiten"
gibt nicht enden wollendem Streit um weltlichen Gewinn und Macht untereinander
Nahrung; sie töten einander, quälen und verstümmeln einander in großen Zahlen
mit dem Ergebnis, dass ganze Gemeinschaften ausgerottet, in den Worten des Qur'ans
"von [dem Antlitz] der Erde verbannt" werden. Nur diese Interpretation
berücksichtigt alles, was in diesem Vers in Hinblick auf "große Zahl"
und extrem gewalttätige Handlung, der "Verbannung von der Erde", und
letztlich von den Schrecken, gesagt ist, die vom Pharao, dem "Feind Gottes"
ausgesprochen wurden.
[26] D.h.
bevor der Glaube an Gott und die von Ihm vorgeschriebenen moralischen
Prinzipien vorherrschend werden; denn in diesem Fall bedeutete die Reue von
jenen, "welche gegen Gott und Seinen Gesandten Krieg führen", nicht mehr als die Angleichung an einen dominanten
Trend und hat deshalb keinerlei moralischen Wert. Es sollte angemerkt werden,
dass die Ausnahme von der Strafe sich auf das Jenseits bezieht.
[27] Der
Ausdruck "jemandes Hand ist gefesselt" ist ein metaphorischer
Ausdruck, der Geiz versinnbildlicht, geradeso wie das Gegenteil - "seine
Hand ist weit ausgestreckt" – Großzügigkeit zum Ausdruck bringt
(Zamakhshari). Dennoch haben diese beiden Ausdrücke auch eine weitere
Bedeutung, nämlich, "Mangel an Macht" und "grenzenlose Macht"
(Razi). Es hat den Anschein, dass die Juden in Medina, als sie die Armut der
Muslime sahen, sie deren Überzeugung, dass sie sich in der Sache Gottes
bemühten und dass der Qur'an eine göttliche Offenbarung wäre, verspotteten.
Daher der "Spruch" der Juden, der in diesem Vers erwähnt ist, "Gottes
Hand ist gefesselt", wie auch ein ähnlicher in 3:181, "Gott ist arm
und wir sind reich", als eine bildliche Beschreibung ihrer Haltung dem
Islam und den Muslimen gegenüber – eine Haltung des Unglaubens und Sarkasmus,
welche so beschrieben werden könnte: "Wenn es war wäre, dass ihr Muslime
den Willen Gottes tut, hätte Er euch Macht und Reichtum gewährt; doch eure
Armut und eure Schwäche widerspricht eurem Anspruch – oder sonst ist euer
Anspruch so zu interpretieren, dass Gott euch nicht zu helfen vermag." Dieses
herausragende Beispiel der bildhaften Ausdrucksweise (ijaz) welche so oft im Qur'an Verwendung findet, hat stets eine
weit über die historischen Hintergründe, auf welche sie sie verweist,
hinausgehende Bedeutung; sie beschreibt eine Geisteshaltung, welche irrtümlich
weltliche Reichtümer und Macht mit jemandes auf dem spirituellen "rechten
Weg" Sein verwechselt. Im nächsten Satz nimmt sich der Qur'an dieser
Haltung an und erklärt, auf ähnlich bildhafte Weise, dass alle, die in
materiellem Erfolg einen Beleg des angeblichen Gutheißens Gottes sehen, allen
spirituellen Wahrheiten gegenüber blind sind und daher moralisch kraftlos und
sich, aus der Sicht Gottes, extrem selbst verdammen.
[28] Wörtl.,
"unter ihnen". Das Personalpronomen verweist auf die heuchlerischen
Befolger der Bibel – sowohl auf Juden wie auch Christen – von welchen in den
Versen 57-63 die Rede ist (Tabari); vgl. Vers 14 dieser Sure, der eine ähnliche
Feststellung hinsichtlich auf solche Christen trifft, die, "vieles von dem
vergessen haben, was zu erinnern ihnen geboten worden war."
[29] D.h.,
Er erlaubt keiner der Krieg
führenden Parteien ihre Konflikte durch einen endgültigen Sieg zu entscheiden,
mit dem Ergebnis, dass sie fortfahren, in einem Zustand von "Feindschaft
und Hass" gegeneinander zu leben.
[30] Der
Begriff nafl (der Plural davon ist anfal) bedeutet im rein linguistischen
Sinn, "einen Zugang oder Zuwachs, der einem über Gebühr zukommt" oder
"etwas, das über jemandes Verpflichtung gegeben wird" (davon ist der
Begriff salat an-nafl – d.h., ein
freiwilliges, übergebührliches Gebet – abgeleitet). In der Pluralform anfal, die im Qur'an nur an obiger
Stelle vorkommt, bedeutet das Wort "Kriegsbeute", insofern, als
solche Beute unvermuteter Zuwachs ist, der alles übersteigt, was ein mujahid (ein "Kämpfer in Gottes
Sache") erwarten darf. Die Feststellung, dass "alle Kriegsbeute Gott und Seinem Gesandten
gehört", impliziert, dass kein Einzelkämpfer Anspruch auf jedwede Kriegsbeute hat: sie ist
Gemeinschaftseigentum, welches von der Regierung eines islamischen Staates
gemäß den, im Qur'an und den vom Propheten niedergelegten Regeln zu verteilen
ist. Für weitere Einzelheiten, die sich auf die Verteilung der Kriegsbeute beziehen, siehe Vers 41
dieser Sure. Der unmittelbare Anlass dieser Offenbarung war die Frage nach der
Beute, welche die Muslime in der Schlacht von Badr erbeutet hatten (Näheres
wurde in der Einleitung zu dieser Sure gesagt); doch die hier ausgesprochenen
Prinzipien sind gültig für alle Zeiten und Umstände.
[31] Wörtl.,
"die Beziehung zwischen euch zurechtrücken" – d.h., "bleibet
eurer Bruderschaft im Glauben eingedenk und verbannt alle Uneinigkeit unter
euch".
[32] Wörtl., "jedes Mal". Die hier angesprochenen Abkommen
sind die Vereinbarungen zwischen der muslimischen Gemeinschaft und den
nichtmuslimischen politischen Gruppierungen. Auch wenn dieser Abschnitt in
erster Linie an den Propheten gerichtet ist, richtet sich hier dieses "du" auf jeden Befolger des Qur'ans und
somit an die muslimische Gemeinschaften in allen Zeiten. Mit obigem Vers kehrt
der Diskurs zum Thema Krieg zurück, dem das Meiste
dieser Sure gewidmet ist. Die Anspielung auf das "Brechen der Abkommen"
durch die Ungläubigen hat zwei Implikationen: erstens, dass eine Vertragserrichtung
(d.h., in Bezug auf Friedensvereinbarungen) mit Nichtmuslimen nicht nur
gestattet ist, sondern tatsächlich wünschenswert ist (vgl. Vers 61); und
zweitens, dass die Muslime nur auf Krieg dann zurückgreifen
dürfen, wenn sich die andere Partei in offener Feindseligkeit gegen sie
beträgt.
[33] Wörtl.,
"wenn ihr zur Flucht durch jene getrieben werdet, die nach ihnen kommen";
oder "in Furcht durch jene versetzt werdet, die ihnen folgen": d.h., "dann
kämpft gegen sie und fügt ihnen exemplarische Bestrafung zu".
[34] Der "Grund
Verrat zu fürchten", darf natürlich nicht auf reiner Vermutung begründet
sein, sonder auf klarer, objektiver Beweislage (Tabari, Baghawi, Razi; auch Manar X, 58).
[35] D.h., "nimm
die Abmachung in gleicher Weise zurück ('ala
sawa)". Tabari erklärt den Satz wie folgt: "Bevor du mit ihnen Krieg führst, informiere sie, dass
ihr aufgrund der klaren Beweislage das Abkommen das zwischen euch und ihnen
bestanden hat, gekündigt habt, damit ihr beide, ihr und sie wisst, dass ihr
euch mit ihnen im Krieg
befindet." Deshalb ist der abschließende Vers – "Gott liebt nicht die
Verräter" – eine Warnung an die Gläubigen, wie auch an ihre Feinde (Manar X, 58 f.).
[36] Dies
ist offensichtlich eine Referenz auf die von den Muslimen bei Badr genommenen
Gefangenen und die Diskussionen unter den Anhängern des Propheten darüber, was
mit ihnen geschehen sollte. 'Umar ibn al-Khattab war der Meinung, dass sie in
Vergeltung ihrer vergangenen Untaten getötet werden sollten und besonders für
ihre Verfolgung der Muslime vor ihrem Exodus nach Medina. Abu Bakr plädierte
andererseits für Vergebung und die Freilassung der Gefangenen gegen Lösegeld
und unterstützte sein Plädoyer mit dem Argument, dass solch ein Zeichen von
Barmherzigkeit einige von ihnen dazu bewegen könnte, die Wahrheit des Islams
zu erkennen. Der Prophet übernahm die von von Abu Bakr vorgeschlagene
Vorgangsweise und ließ die Gefangenen frei (die dazu relevanten
Überlieferungen werden von den meisten Kommentatoren zitiert, und im Besonderen
mit Hinweis auf die Quellen von Tabari und Ibn Kathir.) Der Hinweis in obigem
Vers auf die "schwere Strafe", welche die Muslime getroffen hätte "wäre
nicht bereits ein Beschluss von Gott ergangen (kitab)", - d.h., ein von, im Wissen Gottes vorbestimmter Lauf
der Dinge macht es klar, dass das Töten der Gefangenen eine fürchterliche Sünde
gewesen wäre.
[37] Wörtl.,
"jene solcher, welchen [zuvor] Offenbarung gewährt wurde, die nicht
glauben ..", etc. In Übereinstimmung mit dem grundlegenden Prinzip –
welches durchgehend in meiner Interpretation des Qur'ans eingehalten wurde –
dass alle darin enthaltenen Feststellungen zueinander komplementär sind und
daher nicht korrekt verstanden werden können, solange sie nicht als Teile eines
integralen Ganzes erachtet werden, muss auch dieser Vers im Kontext der
eindeutigen qur'anischen Regel gelesen werden, dass Krieg nur in Selbstverteidigung gestattet ist (siehe 2:190-194, und die
entsprechenden Anmerkungen dazu). In anderen Worten ist obiges Gebot zum Kampf
nur im Falle eines Angriffs gegen die muslimische Gemeinschaft oder ihren Staat
relevant, oder bei Vorlage einer unmissverständlichen Gefahr ihrer Sicherheit:
eine Ansicht, die vom großen islamischen Denker Muhammad 'Abduh geteilt wurde.
In seinem Kommentar zu diesem Vers erklärte er: "Der Kampf wurde im Islam
nur verpflichtend gemacht, um die Wahrheit und seine Anhänger zu verteidigen …
Alle Feldzüge des Propheten waren defensiven Charakters; und das gleiche gilt
für die Kriege,
welche die Gefährten in der frühesten Periode [des Islams] geführt hatten"
(Manar X, 332).
[38] Dies
ist meiner Meinung nach der Schlüsselausdruck obigen Gebots. Der Begriff "Gesandter"
wird hier offensichtlich in seiner Gattungsform gebraucht und bezeichnet alle
Propheten, auf deren Lehren die Überzeugungen der Juden und Christen zu gründen
haben – im Besonderen den Moses, und (im Falle der Christen) auch Jesus (Manar X, 333 und 337). Da im Satz zuvor,
die hier gemeinten Leute einer so schweren Sünde beschuldigt werden, wie,
willentlich an Gott und den Jüngsten Tag nicht zu glauben, (d.h., an das Leben
nach dem Tod und des Menschen individuelle Verantwortung für seine irdischen
Handlungen), ist es nicht einsichtig, dass ihnen darauf vergleichsweise mindere
Vergehen gegen das religiöse Gesetz vorgeworfen werden: deshalb muss die
Betonung des, "nicht verboten, was Gott und Sein Gesandter verboten hat",
sich auf etwas beziehen, das genauso schwerwiegend oder zumindest fast so
schwerwiegend ist, als an Gott nicht zu glauben. Im Zusammenhang mit einem
Gebot zum Krieg gegen
sie, kann dieses "etwas" nur eine Sache meinen, nämlich,
unprovozierte Aggression: denn sie ist es, die von Gott durch all Seine
Gesandten, die Er mit der Verbreitung Seiner Botschaft an den Menschen betraut
hatte, verboten worden war. Daher muss obiger Vers als Aufruf an die Gläubigen
verstanden werden, gegen solche – und nur gegen solche – nominellen Anhänger
früherer Offenbarungen zu kämpfen, die ihre eigenen, von ihnen selbst bekundeten Glaubensgrundsätze
verleugnen, indem sie sich aggressiv gegen die Anhänger des Qur'ans verhalten (vgl.
Manar X, 338).
[39] Siehe
in diesem Zusammenhang die Feststellung (in 5:13-14) dass die Juden und
Christen "vieles vergessen haben, was ihnen gesagt wurde, dass sie es im
Gedächtnis behalten sollen".
[40] Sc., "und
im islamischen Staat integriert wurden". Der Begriff jizyah, hier von mir "Ausnahmesteuer" übertragen, kommt
im Qur'an nur einmal vor, doch seine Bedeutung und Absicht wurden in vielen
authentischen Überlieferungen erklärt. Er ist eng an die Idee eines islamischen
Staates, als eine ideologische Organisationsform gebunden: und dies ist ein
Punkt, an den stets gedacht werden muss, um die wirkliche Absicht dieser Steuer
zu verstehen. Im islamischen Staat ist jeder körperlich unversehrte Mann verpflichtet,
im jihad (d.h., in einem gerechten Krieg in der Sache Gottes) zu den
Waffen zu greifen, wann immer die Freiheit seines Glaubens oder die politische
Sicherheit seiner Gemeinschaft bedroht ist: mit anderen Worten, ist jeder
unversehrte Muslim zum Militärdienst verpflichtet. Da dieser in erster Linie
eine religiöse Verpflichtung ist, kann von nichtmuslimischen Staatsbürgern,
welche die Ideologie des Islams nicht mittragen, fairer Weise nicht erwartet
werden, die gleiche Last zu tragen. Andererseits muss ihnen volle Sicherheit
all ihrer zivilen Rechte und Religionsfreiheit zugesagt werden; und um die
Muslime für diese ungleiche zivile Lastenverteilung zu kompensieren, wird eine
spezielle Steuer von den Nichtmuslimen (ahl
adh-dhimmah, wörtl., "Leute des Vertrags" oder "beschützte
Leute", d.h., von Nichtmuslimen, deren Sicherheit statutarisch von der
muslimischen Gemeinschaft zu garantieren ist) eingehoben. Daher ist jizyah nicht mehr und nicht weniger, als
eine "Wehrdienstersatzsteuer" und eine Kompensation für den "Schutzvertrag"
(dhimma), welches solchen
Staatsbürger von islamischen Staat auferlegt ist. (Der Begriff selbst ist vom
Verb jazd abgeleitet, "er gab
[etwas] als Genugtuung", oder "als Ersatz [als Ausgleich für etwas]"
vgl. Lane II, 422.) – Ein Fixbetrag für diese Steuer wurde weder vom Qur'an
noch vom Propheten festgelegt; aus allen verfügbaren Überlieferungen geht aber
hervor, dass sie bedeutend niedriger ist, als die Steuer, welche zakah ("die reinigende Abgabe")
genannt wird, welche alle Muslime zu bezahlen haben und die – weil sie eine
spezifisch islamische, religiöse Verpflichtung darstellt – natürlich nicht von
Nichtmuslimen eingehoben wird. Nur von solchen Nichtmuslimen, vorausgesetzt,
dass sie diese zu bezahlen vermochten, wurde die jizyah eingehoben, die, wären sie Muslime, den staatlichen
Wehrdienst hätten leisten müssen. Demgemäß waren alle Nichtmuslime, deren
Personenstand oder persönliche Verhältnisse sie automatisch vom Militärdienst
befreien würden – das heißt, auf der Grundlage eindeutiger, vom Propheten
festgelegten Bedingungen – von der Bezahlung der jizyah befreit (a) alle Frauen, (b) alle Männer, welche die
Volljährigkeit noch nicht erreicht haben, (c) alte Männer, (d) alle kranken
oder behinderten Männer, (e) Priester und Mönche. Alle Nichtmuslime, die den
Militärdienst freiwillig leisteten, waren klar von der Bezahlung der jizyah ausgenommen.
Meine Übertragung des Ausdrucks
'an yad (wörtl., "aus der Hand") mit "williger Hand",
das heißt, ohne Unwilligkeit, gründet auf einer der vielen, von Zamakhshari
gegebenen Erklärungen in seinem Kommentar zu obigem Vers. Rashid Rida, der
dieses Wort in seinem übertragenen Sinn, in der Bedeutung von "Macht"
oder "Fähigkeit" versteht, bezieht den Ausdruck 'an yad auf die finanzielle Fähigkeit der Person, welcher die jizyah auferlegt ist (siehe Manar X, 342): eine zweifellos berechtigte
Interpretation in Hinblick auf die Definition dieser Steuer.
[41] D.h., "ihr seid träge in eurer Reaktion, indem ihr dem
diesseitigen Leben anhängt". Dieser Vers – wie auch das Meiste vom nächsten
in dieser Sure – spielt auf die Schlacht von Tabuk, im Jahr 9 n.H. an. Der
unmittelbare Anlass für diesen Feldzug war die Nachricht welche der Prophet
erhalten hatte, dass die Byzantiner, welche durch das rapide Anwachsen des
Islams in Arabien beunruhigt und durch des Propheten Feind, Abu 'Amir (siehe
erste Anmerkung zu Vers 107 dieser Sure) angestachelt waren, große Truppen an
den Grenzen der Halbinsel zusammenzogen, um mit ihnen gegen Medina zu
marschieren und die Muslime zu überwältigen. Um solchen Angriff zu begegnen,
zog der Prophet die größtmögliche Armee an Muslimen zusammen und brach im Monat
Rajab 9 n.H. in Richtung Grenze auf.
Als sie auf dem halben Weg zwischen Medina und Damaskus in Tabuk angelangt
waren, realisierte der Prophet, dass die Byzantiner entweder noch nicht
gerüstet waren in Arabien einzufallen oder dieses Vorhaben momentan gänzlich
aufgegeben hatten; in Übereinstimmung mit dem islamischen Prinzip, dass Krieg nur in Selbstverteidigung
geführt werden darf – kehrte er mit seinen Anhängern nach Medina zurück, ohne
in Feindseligkeiten verstrickt gewesen zu sein. Bei der Vorbereitung zu diesem
Feldzug, hatten die Heuchler und eine Minderheit unter den Gläubigen höchste
Zurückhaltung an den Tag gelegt (worauf in diesem und dem nächsten Vers angespielt
wird), sich am Krieg gegen
die Byzantiner zu engagieren: und diese Minderheit ist es, welche der obige
Vers für ihr "schweres Hängen am Irdischen" tadelt (Manar X, 493).
[42] Wörtl., "ihm", d.h., Muhammad.
[43] Wörtl., "der Zweite von Zweien": eine Anspielung auf des
Propheten Flucht von Mekka nach Medina in Begleitung von Abu Bakr im Jahr 622
christlicher Zeitrechnung. Der Ausdruck "Zweiter von Zweien"
impliziert keinerlei Rangordnung, sondern ist synonym mit "Einer von Zweien":
vgl. das Wort des Propheten bei dieser Gelegenheit an Abu Bakr, "Was
könnte deiner Meinung nach zwei [Menschen geschehen], welche Gott als Dritten
bei sich haben?" (Bukhari, im Kapitel
Fada'il Ashab an-Nabi.)
[44] Als der Prophet und Abu Bakr zu ihrer hijrah nach Medina aufbrachen, verbargen sie sich zuerst drei
Nächte lang in einer Höhle am Berg Thawr in der Nähe von Mekka, in der sie fast
entdeckt und von den heidnischen Quraysh, die sie verfolgt hatten, ergriffen
worden wären (Bukhari, ebd.)
[45] Vgl. Vers 26 oben.
[46] Wörtl.,
"das Höchste ist". Der Ausdruck der zweimal in diesem Satz vorkommt
und von mir mit "Sache" übertragen wurde, lautet wörtlich, "Wort"
(kalimah).
[47] Wörtl., "leicht oder schwer". Die von mir gewählte
Übertragung korrespondiert mit der Interpretation zu diesem Ausdruck durch die
meisten der klassischen Kommentatoren (z.B. Zamakhshari und Razi).
[48] Wörtl.,
"gefiel ihr [zuhause] sitzen" – eine Anspielung auf jene, die sich
mit der einen oder anderen Ausrede von der Teilnahme am Feldzug nach Tabuk
entschuldigten (siehe die Anmerkungen zu 9:42 und 9:38 oben). Wie aus dem
Folgenden hervorgeht – und eindeutig in den Überlieferungen festgehalten ist –
war eine der Ausreden die extreme saisonale Hitze.
[49] Wörtl.,
"und lass sie viel weinen".
[50] Wörtl.,
"wenn dich Gott [vom Feldzug] zu den Heuchlern, die aufgrund falscher
Ausreden zu Hause geblieben waren, zurückbringt.
[51] D.h.,
mit den alten Männern, Frauen, Kindern, die nicht in der Lage sind in den Krieg zu ziehen und von welchen dies
auch nicht erwartet wird (Manar X,
662).
[52] D.h.,
außer er hat vor seinem Tod bereut. Es ist überliefert, dass, als der
lebenslange Feind des Propheten und Anführer der Heuchler in Medina, 'Abd Allah
ibn Ubayy im Sterben lag, dieser seinen Sohn zum Propheten mit der Bitte
schickte, dass ihm dieser sein (des Propheten) Hemd gebe, damit er darin
begraben würde und dass der Prophet nach seinem Tod über ihm beten sollte. Der
Prophet fasste diese Bitte als Zeichen von Ibn Ubayy's Reue auf und gab ihm
sein Hemd und leitete später das Totengebet über seinem Körper. Als 'Umar ibn
al-Khattab nachdrücklich gegen diese Nachsicht gegenüber dem Mann protestierte,
den alle Gläubigen als "Gottes Feind" erachtet hatten, antwortete der
Prophet, "Gott hat mir die Wahl in dieser Angelegenheit gegeben [ein
Hinweis auf Vers 80 dieser Sure, "ob du [zu Gott] betest, dass ihnen
vergeben werde oder ob du nicht für sie betest – [ist völlig gleich: denn …]"
und so werde ich [für ihn] mehr wie siebzigmal beten." Verschiedene
Varianten dieser Überlieferung finden sich bei Bukhari, Tirmidhi, Nasai, Ibn
Hanbal, auf Gewähr des Ibn 'Abbas; in Bukhari und Muslim, auf Gewähr des Ibn
'Umar; Muslim, auf Gewähr des Jabir ibn 'Abd Allah; und in verschiedenen anderen
Hadith Sammlungen. Da 'Abd Allah ibn Ubayy einige Zeit nach des Propheten
Rückkehr von Tabuk starb, aber der Vers 84 – wie das Meiste dieser Sure – während des Feldzuges offenbart worden
war, ist klar, dass das im Vers ausgesprochene Verbot sich nur (wie auch das
Folgende zeigt) auf die bezieht, die "versessen sind, Gott und Seinen
Gesandten zu verleugnen, und [die] in diesem, ihrem Frevel starben" – das
heißt, die reuelosen Sünder.
[53] Wörtl.,
"während sie frevlerisch waren".
[54] Vgl. 3:178 und 8:28, wie auch die
entsprechenden Fußnoten. Diese (fast wörtliche) Wiederholung von Vers 55 oben
will die psychologische Bedeutung dieses Problems hervorheben (Zamakhshari) –
nämlich die Bedeutungslosigkeit weltlichen Glücks, im Vergleich mit
spiritueller Rechtschaffenheit oder deren Nichtvorhandensein.
[55] Wörtl.,
"als eine Sure herabgesandt worden war": das Wort Sure ist hier
synonym mit "offenbarter Botschaft" (siehe die Anmerkung zu 47: 20).
[56] D.h.,
bei jenen, von denen entweder nicht erwartet wurde, dass sie in den Krieg zogen – wie Frauen und Kinder
– oder solche, welche entweder durch Alter oder Krankheit behindert waren.
[57] Wörtl.,
"welche früher schon gegen Gott und Seinen Gesandten Krieg führten" – d.h., vor dem
Feldzug nach Tabuk. Die historische Begebenheit auf welche dieser Vers verweist,
kann wie folgt zusammengefasst werden: Seit seinem Exodus von Mekka nach Medina
war Abu 'Amir ("Der Mönch"), ein wichtiges Mitglied des Khazraj
Stammes, der viele Jahre früher das Christentum angenommen hatte und eine
beachtliche Stellung unter seinen Zeitgenossen und den syrischen Christen
innehatte, dem Prophet äußerst feindlich gesinnt. Von Beginn an hatte er sich
mit den Feinden des Propheten, den mekkanischen Quraysh verbündet und hatte auf
ihrer Seite an der Schlacht bei Uhud teilgenommen (3 n.H.). Kurze Zeit später
wanderte er nach Syrien aus und tat alles in seiner Macht stehende, um den
Herrscher von Byzanz, Heraklius, zu überreden, in Medina einzufallen und die
muslimische Gemeinschaft für ein und alle Mal zu vernichten. In Medina selbst
hatte Abu 'Amir einige geheime Anhänger unter seinen Stammesmitgliedern, mit
welchen er in ständigem Kontakt stand. Im Jahr 9 n.H. informierte er sie, dass
Heraklius sich bereit erklärt hatte, eine Armee gegen Medina ausrücken zu
lassen, und dass ausgedehnte Vorbereitungen dafür bereits getroffen wurden
(was offensichtlich der Grund war, warum der Prophet den präventiven Feldzug
nach Tarbuk startete). Damit seine Anhänger im Falle der erwarteten Invasion
einen Sammelpunkt hätten, schlug Abu 'Amir seinen Anhängern vor, eine eigene
Moschee im Dorf Quba', in der unmittelbaren Nachbarschaft von Medina zu
errichten (was sie auch taten), um somit das Zusammenkommen in der Moschee,
welche der Prophet selbst in diesem Dorf bei seiner Ankunft in Medina erbaut
hatte, unnötig zu machen (siehe die Anmerkung zu 9:109 unten). Es ist diese "Konkurrenz"
Moschee, auf welche obiger Vers verweist. Sie wurde auf Anordnung des Propheten
unmittelbar nach seiner Rückkehr vom Feldzug nach Tabuk zerstört. Abu 'Amir
selbst starb kurze Zeit später in Syrien. (Für alle relevanten Traditionen
siehe siehe Tabari's und Ibn Kathir's Kommentare zu diesem Vers.)
[58] Auch
wenn sich dieser Vers primär auf die historische Begebenheit bezieht, die in
der vorigen Anmerkung erklärt wurde, hat er eine bestimmte Bedeutung
hinsichtlich aller Versuche, sektiererische Spaltung unter den Muslimen zu
erzeugen und ist somit eine klare Erweiterung eines früheren Gebots in dieser
Richtung (siehe 6:159 und die entsprechende Anmerkung dazu).
[59] Wörtl.,
"ihre Leute warnen, wenn sie zu ihnen zurückkommen, sodass sie auf der Hut
sein mögen". Auch wenn obiger Einschub im Besonderen religiöses Wissen
nennt, hat es auch positiven Bezug zu allem anderen Wissen – und dies in
Hinblick auf die Tatsache, dass der Qur'an keine Trennung zwischen spirituellen
und weltlichen Dingen zieht, sondern eher sie als verschiedene Aspekte der ein
und der selben Wirklichkeit erachtet. In vielen seiner Verse ruft der Qur'an
die Gläubigen dazu auf, die ganze Natur zu beobachten und Gottes Kreativität
in ihren vielfältigen Ausdrucksformen und "Gesetzen" zu erkennen,
wie auch über die Lektionen aus der Geschichte im Hinblick darauf nachzudenken,
um daraus eine tiefere Einsicht in die Beweggründe des Menschen und die
innersten Antriebe für sein Verhalten zu gewinnen: und so wird der Qur'an
selbst als, "an jene, die nachdenken" gerichtet bezeichnet. Kurzum,
geistige Regsamkeit wird als zulässige Methode erachtet, um Gott zu verehren.
Dieses qur'anische Prinzip wurde oft in authentischen Überlieferungen des
Propheten betont, wie z.B., "Das Mühen um Wissen ist eine geheiligte
Pflicht (faridah) für jeden Mann und
jede Frau, die sich Gott Gott ergeben haben (muslim wa-muslimah)" (Ibn Majah); "Die Vorzüglichkeit (fadl) eines Gelehrten über einen
[einfachen] Anbeter [d.h., einen, der nur betet, fastet, etc.] ist wie die
Vorzüglichkeit des Vollmondes vor allen Sternen" (Tirmidhi, Abu Da'ud, Ibn
Majah, Ibn Hanbal, Darimi). Folglich bezieht sich die Verpflichtung der
Gläubigen, sich dem Wissenserwerb im Glauben (li-yatafagqahu fi 'd-din) zu widmen und die Ergebnisse daraus ihren
Mitgläubigen weiterzugeben auf jeden Wissenszweig, wie auch auf dessen
praktische Umsetzung.
[60] Wörtl.,
"in der Offenbarung" – hier offenbar im ursprünglichen Sinn des
Wortes und bezieht sich möglicherweise auf die Vorhersagen in der Torah
(Leviticus xxvi, 14-39 und Deuteronomium xxviii, 15-68) wie auch in den
Prophezeiungen des Jesajas, Jeremias,
Johannes und Jesus.
[61] Da die
Bibel wie auch der Qur'an erwähnen, dass die Kinder Israels viele Male gegen
das Gesetz Gottes rebellierten, gibt es allen Grund anzunehmen, dass der
Ausdruck "zweimal" (marratayn)
sich nicht auf zwei einzelne historische Ereignisse bezieht, sondern vielmehr
auf zwei verschiedene, ausgedehnte Perioden in ihrer Geschichte.
[62] Der
Begriff 'ibad, der von mir oben mit "Leibeigene"
übertragen wurde, bezeichnet jede Art von "Geschöpf" (in diesem Fall
offensichtlich Menschen) insofern als alle von ihnen, willentlich oder unwillig
Seinem Willen untergeben waren (vgl. 13:15 und die entsprechende Anmerkung
dazu). Es ist möglich, dass der Ausdruck, "Unsere Leibeigenen (begabt)
mit schrecklicher Kriegskunst"
sich auf die Assyrer bezieht, die im siebten Jahrhundert v.Chr. Palästina
überrannten und das Verschwinden des größeren Teils der hebräischen Nation
verursachten (die zehn "verlorenen Stämme") und auf die Babylonier,
die ungefähr einhundert Jahre später Salomons Tempel zerstörten und die letzten
der Kinder Israels in die Gefangenschaft führten, oder auf beide, womit all
diese Geschehnisse innerhalb einer "Periode" (siehe vorherige
Anmerkung) zusammengefasst wären. Gottes Senden von "Leid und Kummer"
über verkommene Sünder ist hier, wie anderswo im Qur'an eine Umschreibung für
das natürliche Gesetz von Ursache und Wirkung, welchem langfristig, das Leben
des Menschen – und besonders auch das Gemeinschaftsleben von Nationen und
Gemeinschaften – unterworfen ist.
[63]
[Wörtl.,
"insofern als ihnen Unrecht geschieht". In Verbindung mit dem
Versprechen aus dem vorigen Vers, "Gott
wird alles [Übel] von jenen fernhalten, welche zum Glauben gelangt sind",
spricht dieser Vers die Erlaubnis zum physischen Kampf in Selbstverteidigung
aus. Alle relevanten Überlieferungen (im Besonderen von Tabari und Ibn Kathir
zitiert,) zeigen, dass dies die früheste qur'anische Referenz auf das Problem
des Krieges überhaupt ist. Gemäß Abd
Allah ibn Abbas, wurde dies unmittelbar nach dem Verlassen des Propheten Mekkas
nach Medina offenbart, d.h., zu Beginn des Jahres 1 n.H. Das Prinzip der
Selbstverteidigung – und nur Selbstverteidigung – wurde in Al- Baqarah, welche ungefähr ein Jahr später offenbart worden war
(siehe 2:190-193 und die
entsprechende Anmerkung dazu) dargelegt.
[64]
Wörtl.,
"wäre es nicht, dass Gott einige Leute durch andere abwehrt (und zurückschlägt)"
(vgl. den gleichen Ausdruck im zweiten Absatz von 2:251). Womit auch gesagt
wird, dass die Verteidigung religiöser Freiheit der wichtigste Grund für das
Erheben der Waffen darstellen mag – ja darstellen muss (siehe 2:193 und die
entsprechende Anmerkung dazu), oder anders, wie in 2:251, "würde
gewisslich Verderben die Erde überkommen".
[65]
Wörtl.,
"über diesen, meinen Fall [oder "mein Problem"]".
[66]
Sc.,
"und [andere] vom Wege Gottes abhalten" – dies ist mit dem 1 Vers verknüpft und legt die grundlegende Bedingung
fest, welche alleine physische Kriegsführung
rechtfertigt: nämlich die Verteidigung des Glaubens und Freiheit (vgl.
in diesem Zusammenhang die Anmerkung zu 2:190). Mit anderen Worten, wenn jene, "welche
beharrlich die Wahrheit leugnen", die Muslime ihrer sozialen und
politischen Freiheit zu berauben versuchen und es ihnen dadurch verunmöglichen
in Übereinstimmung mit den Prinzipien ihres Glaubens zu leben, wird ein
gerechter Krieg (jihad) nicht nur statthaft, sondern
darüber hinaus zur Pflicht. Der gesamte obige Abschnitt verweist auf einen
bereits stattfindenden Krieg (vgl.
Anmerkung zum ersten Teil von 2:191); und
es besteht kein Zweifel, dass er nach 22:39-40 offenbart wurde, der frühesten qur'anischen
Referenz auf physische Kriegsführung.
[67]
Wörtl.,
"zieht ihre Fesseln straff". Gemäß fast allen Kommentatoren bezieht
sich dieser Ausdruck auf das Nehmen von Kriegsgefangenen. Zusätzlich kann es sich auch auf jede Strafsanktion
oder Sicherheitsmassnahme beziehen, welche die Aufnahme einer Aggression
innerhalb einer vorhersehbaren Zukunft verunmöglicht.
[68]
Wörtl.,
"sodass (hatta) der Krieg seine Lasten niederlegen möge". Der Begriff "Lösegeld"
umfasst in diesem Zusammenhang auch den gegenseitigen Austausch von Gefangenen (Zamakhshari,
eine Ansicht Ash-Shafis zitierend).
[69]
D.h.,
um so die Gläubigen in die Lage zu versetzen, die Tiefe ihres Glaubens durch
wirkliche Taten und durch ihre Bereitschaft sich selbst hinzugeben zu beweisen
und um die Aggressoren erkennen zu lassen, wie falsch sie doch lagen und um sie
der Wahrheit näher zu bringen.
[70]
Ich
übertrage hier den Ausdruck Sure hier und im nächsten Satz als "eine
Offenbarung", denn es gibt keine Sure als solche, die sich nur exklusiv
mit Fragen der Kriegsführung
beschäftigt, vielmehr gibt es zahlreiche Referenzen darauf in verschiedensten
Suren; und dies ist offensichtlich die Bedeutung dieses Begriffs im
vorliegenden Kontext, wie auch in 9:86. Kein Zweifel, dass dieser Vers der
Offenbarung vom 1. Jahr n. H. 22:39 vorangeht, in welcher kategorisch
festgestellt wird – und dies zum ersten Mal – dass den Gläubigen erlaubt ist, Krieg zu führen, wenn dieser "ungerechtfertigter
Weise" gegen sie geführt wird (siehe in diesem Zusammenhang Anmerkung zu
22:39).
[71]
Dies
ist eine Referenz auf 22:39-40. Für eine Erklärung des Ausdrucks muhkamah ("klar und eindeutig"), siehe die
Anmerkung zu 3:7. (Wie im vorhergehenden Satz wurde hier der Ausdruck Sure
ausnahmsweise mit "Offenbarung" übersetzt.)
[72]
D.h.,
einen Ausdruck der Bereitschaft in Seiner Sache zu kämpfen: dies ist in diesem
Zusammenhang offensichtlich die Bedeutung von qawl maruf.
[73]
Wörtl.,
"aufbrecht, um Beute zu machen": D.h., jeder Marsch gegen die Quraysh
von Mekka, mit welchen der Prophet gerade eine Waffenruhe vereinbart hat. Im
Allgemeinen wird dies als eine Anspielung auf den kommenden Krieg gegen die Juden von Khaybar
(im Jahr 7 n.H.) aufgefasst, doch die Bedeutung kann durchaus auch ganz
allgemeiner Natur sein.
[74]
Offensichtlich
eine Reverenz auf 8:1 – "Alle Kriegsbeute
gehört Gott und dem Apostel" – das, wie in der Anmerkung zu diesem Vers
ausgeführt ist, mit einschließt, dass kein einzelner Soldat Anspruch auf die
gemachte Kriegsbeute
geltend machen kann. Darüber hinaus widerspricht der Kampf um Beute zu machen
dem Prinzip eines "Krieges in der Sache Gottes", der nur aus Zwecken
der Verteidigung des Glaubens oder Freiheit geführt werden darf (vgl. Anmerkung
zu 2:190), "bis es keine
Unterdrückung mehr gibt und aller Gottesdienst Gott alleine gewidmet ist."
(Siehe 2:193 und die Anmerkung dazu). Auch sind es diese Prinzipien, auf welche
die vorweggenommenen Antworten des Propheten im folgenden Abschnitt hinweisen.
[75] D.h., im ersten Vers von Al-Anfal,
welcher im Jahr 2 n.H. offenbart wurde (siehe vorherige Anmerkung).
[76]
Dies
ist offensichtlich eine Weissagung in Bezug auf den kommenden Krieg gegen Byzanz und Persien.
[77] Wörtl., "vor", d.h., zur Zeit des Marsches, welcher im
Waffenstillstandsvertrag von Hudaybiyyah endete.
[78] Diese drei Kategorien beschreiben gleichsam alle Formen der
Schwächen oder Behinderungen, welche jemanden davon abhalten mögen, sich aktiv
an Kriegshandlungen
in Gottes Sache zu beteiligen.
[79]
Zweiteres
bezieht sich offensichtlich auf jene, welche nicht in der Lage sind, sich
physisch am Kampf zu beteiligen, doch im Herzen mit den Kämpfenden sind.
[80]
D.h.,
bei Hudaybiyyah (siehe die einführenden Anmerkungen).
[81]
Die
meisten Kommentatoren nehmen an, dass sich dies auf die Eroberung von Khaybar
bezieht, die einige Monate nach dem Waffenruhevertrag von Hudaybiyyah
stattfand. Es ist allerdings möglich, dass die Bedeutung eine noch weitere ist
– nämlich eine Prophezeiung der fast ohne Blutvergießen erfolgten Eroberung
Mekkas im Jahre 8 n.H. der glorreichen Verbreitung des Islams in Arabien und
letztlich der gewaltigen Expansion des Islamischen Reiches unter den
unmittelbaren Nachfolgern des Propheten.
[82]
Sc.,
"von dem, was euch im Jenseits zukommt".
[83]
D.h.,
das Erreichen der letztendlichen Glückseligkeit im künftigen Leben.
[84]
Für
diese Übertragung des Begriffs muhajirun ("Auswanderer"), siehe die Anmerkung zu 2:218.
[85]
D.h.,
die Heuchler in Medina (siehe die einleitende Anmerkung und auch die nächste
Fußnote).
[86]
Die
Banu n-Nadir. Vom Aufbau des nächsten Verses scheint es, dass der ganze Abschnitt
(Verse 11-14) vor dem tatsächlichen Vorgehen der Muslime gegen die Festungen
der Nadir offenbart worden war: die Verse 12-14 könnten prophetischer Natur
sein, die voraussagten, was noch geschehen sollte (Zamakhshari). Alternativ
kann dieser Abschnitt in einem weiteren, zeitlosen Sinn verstanden werden, der
sich auf die Falschheit und Feindseligkeit bezieht, welche allen "Allianzen"
innewohnen, die mit Leuten geschlossen werden, die ganz offen die Wahrheit
leugnen, oder halbherzigen Zauderern, die weder den Willen haben, sich
verbindlich hinter eine spirituelle Lehrmeinung zu stellen, noch die
moralische Courage haben, ihren fehlenden Glauben offen zuzugeben.
[87]
Insofern,
als sie nicht – oder allenfalls, nur halbherzig – an Gott glauben, erweckten
die materiellen Gefahren, denen sie sich in dieser Welt gegenüber sahen, in
ihnen größere Furcht als der Gedanke an Sein Letztes Urteil.
[88] Die Bedeutung ist: "Selbst wenn sie in der Lage wären – was
sie nicht sind – eine gemeinsame Front gegen euch aufzustellen, werden sie
immer nur von, so genannten "sicheren Positionen" aus gegen euch
kämpfen.
[89]
Sc.,
"In Hinblick dessen, was gut für sie ist": womit auch gemeint ist,
dass Leute, welche keinen richtigen Glauben haben und keine definierten
Moralvorstellungen, niemals zu wirklicher Einheit untereinander kommen können,
sondern immer getrieben sind, aggressiv gegeneinander vorzugehen.